Djabe – First Album Revisited
Erscheinungsjahr 1996 / 2021 | DVD | Jazz
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Im letzten Jahr feierte die ungarische Jazz-Band Djabe, die hierzulande vor allem durch ihre Kooperationen mit Steve Hackett bekannt ist, ihr 25.-jähriges Bestehen. Zur Feier des Jahres wurde das Debüt-Album wiederveröffentlicht und vom Bassisten Tamás Barabás in 5.1 abgemischt.
Djabe war 1996 noch ein Seitenprojekt von Attila Égerházi und András Sipos, die Mitglieder in einer Band mit dem Namen Novus Jam waren. Mit dem Projekt Djabe wollten sich die beiden musikalisch freier bewegen und spielten sporadisch einige Stücke ein. Das spiegelt sich auch in dem Namen Djabe wieder, der in einer afrikanischen Sprache Freiheit bedeutet. Dieser Vorschlag kam von Sipos, der offensichtlich ein Fan des Kontinents war und den Stücken mit seiner Percussion und den afrikanischen Gesängen einen starken Weltmusik Touch gab.
Während das erste Album eingespielt wurde, war Tamás Barabás lediglich ein musikalischer Gast. Er war der Schwager vom Nachbarn, der Bass spielen konnte, der auf einigen Stücken gebraucht wurde. Auch Saxophonist Ferenc Muck war ein Gast, der auf einigen Stücken zu hören war. Erst nachdem das Album im Kasten war, wurde aus diesen vier Musikern die erste Band Djabe. Heute sind von der Erstbesetzung nur noch Attila Égerházi und Tamás Barabás dabei, wobei Barabás als Produzent, Mischer und Hauptkomponist der kreative Kopf der Band geworden ist. Muck war bis 2001 an Bord, Namensgeber András Sipos verstarb im Jahr 2007 an einer Herzattacke.
Tracklist:
1 Camel Run – 1:52
2 Leaving The Desert – 10:26
3 Late Night Drink – 2:36
4 Djabe – 3:52
5 Northern Adventure – 4:46
6 Sorcerer – 4:06
7 Déjà Vu – 3:12
8 Hagar Qim – 5:44
9 Hangover – 4:24
10 Chase – 1:18
11 November – 6:50
12 Demon – 2:28
13 Ocean – 3:06
14 Passage – 4:50
15 Venezia – 2:12
16 Waiting For A Distant Dance – 6:28
17 Djabe Part II – 1:46
Gesamtdauer: 69:56
Im Vergleich zu den späteren Alben von Djabe, ist die Musik auf dem ersten Album noch um einiges unstrukturierter. Die Strukturen sind weitaus freier, vor allem was die Arrangements angeht. Man merkt dem Album an, dass es ein freies musikalisches Projekt mehrerer Musiker war, die noch nicht in einem Bandkontext miteinander musiziert haben. So gibt es viele Stücke, die nicht den typischen Aufbau von Schlagzeug, Bass, Gitarren, Keyboards, Blasinstrumenten haben, wie man ihn auch bei Djabe kennt.
Die afrikanischen Percussions von András Sipos scheinen im wahrsten Worte des Sinnes die treibende Kraft auf dem Album zu sein, während die anderen Instrumente oftmals eine begleitende Funktion bekommen. So hat das Album eine starke Note an Weltmusik und teilweise hat man das Gefühl, als würde man ein Ambient Album hören, da bei einigen Stücken Geräusche unterlegt wurden. Das erste Album von Djabe ist eine lose Zusammenstellung verschiedener musikalischer Ideen, ohne dass es einen grünen Faden gibt. Das macht das Album andererseits aber interessant beim Anhören, weil man nie so recht weiß, was einen als Nächstes erwartet.
Diese Geburtstagsausgabe hat gegenüber zum 1996 veröffentlichten Album leichte Änderungen bekommen. Hier und da wurden Sounds hinzugefügt oder neue Parts eingespielt, sodass es etwas anders klingt als das Original. Aus diesem Grund hat man sich auf für ein „Revisited“ im Titel entschieden und nicht einfach nur für ein „Remastered“.
Wertung: 74 %
Besetzung:
András Sipos – vocal, percussion
Attila Égerházi – guitar, percussion, sound effects
Ferenc Muck – saxophone
Tamás Barabás – bass guitar
Ferenc Kovács – violin, trumpet
Judit Gesztelyi-Nagy – flute, schakuhachi
Tibor Karvaly – violin, keyboards, percussion, treble recorder, sound effects
Tamás Rácz – guitar
Endre Koncsol – caugh
Gábor Tóth – sound effects
Tamás Barabás sagte zum neuen Surroundmix des Albums, dass es sein spannendster Mix bisher ist. Das dürfte daran liegen, dass er sich beim Mix ebenso viele Freiheiten nahm wie auch schon die Musiker beim Einspielen vor 26 Jahren. Viele Stücke sind dabei eigentlich gar nicht mal so reichhaltig arrangiert. Schon das erste Stück besteht lediglich aus Percussion und einem Saxophon. Aber selbst hier gelingt es Barabás spielend mit beiden Instrumenten eine Räumlichkeit zu basteln, die nicht aufgesetzt ist.
Eines der Highlights ist das fast elf Minuten lange zweite Stück Leaving The Desert, welches aus vier verschiedenen Teilen besteht. Es ist sehr atmosphärisch aufgebaut und beginnt mit etwas undefinierbaren Sounds, als würde jemand über Stahlsaiten reiben. Vorne und hinten gesellen sich Percussions hinzu, hinzu kommen Flötentöne in den Rears, die aber mit zunehmender Zeit im Raum kreisen, während dann hinten links eine akustische Gitarre spielt. Später sind die Percussions und Gitarren eher vorne zu vernehmen, während nun in den hinteren Lautsprechern ein längeres Violinensolo zu hören ist. Danach ist es dann wieder das Saxophon, welches vorne und hinten soliert.
In diese sehr atmosphärische Richtung geht auch das Stück Hagar Oim, ständig taucht irgendwo im Raum ein neuer Sound auf und es passiert sehr viel um den Hörer herum.
Natürlich sind auch solche Stücke, die mit Alltagsgeräuschen unterlegt sind, eine dankbare Aufgabe für jemanden, der einen Surroundmix erstellt. Im Stück Late Night Drink gibt es eine Straßenszene mit vorbeifahrenden Autos, in die man als Hörer mitten hinein katapultiert wird. Kurz darauf betritt man eine Bar, in der eine Band auf einer kleinen Bühne musiziert. Vergleichbares hat auch schon in Filmen deutlich schlechter geklungen.
Mit Sorcerer und Venezia gibt es zwei Solostücke auf dem Album. Beim ersten hört man Sipos an einer Berimbau beim zweiten Egerhazi an der Akustikgitarre. Hier wird die Räumlichkeit durch dezente Halleffekte in den Rears erreicht. Wirklich diskret können diese Stücke von Solodarbietungen natürlich nicht sein.
Alles in allem ist FIRST ALBUM REVISITED ein fantasievoll gelungenes Debüt einer neuen Band, die noch auf der Suche nach ihrem Sound ist. Der Surroundmix ist sehr lebhaft ausgefallen und macht sehr viel Spaß. Die Soundqualität ist zudem erste Sahne!
Wertung: 96 %
Vorhandene Tonformate:
DTS 96/24 5.1
LPCM 2.0
Das Album startet leider in Stereo, wenn man lediglich die Enter-Taste drückt. Über die Audiotaste kann man auf DTS umstellen. Über das Menü braucht es diese Tastenkombination:
RIGHT > ENTER > RIGHT > ENTER > ENTER
Im Anschluss an das Album fangen die Bonusstücke automatisch an. Insgesamt gibt es fast 2 Stunden Musik in Surroundsound.
Abwertung: -1,5%
Es gibt reichlich Bonusmaterial. Auf einer zweiten CD gibt es zusätzliche Stücke. Das sind zum einen viele Live-Aufnahmen, aber auch neue Stücke, bei denen alte Aufnahmen von damals wiederverwertet wurden. Tamás Barabás ist ein Meister darin, um aus verschiedenen Aufnahmen Stücke zu komponieren. Aus einer nicht verwendeten Percussion-Aufnahme von András Sipos und einer Soloimprovisation, die er noch von Steve Hackett übrig hatte, baute er das Stück Lost In The Desert. Erfreulich: Einige dieser Stücke gibt es auch in Surround auf der DVD zu hören, sodass man hier ein weiteres Album als Bonus bekommt. Außerdem gibt es auf der DVD noch drei Videos von Liveauftritten. Abgerundet wird die Veröffentlichung mit einem dicken informativen Booklet.
Aufwertung: +1,5%
Anspieltipp:
Leaving The Desert
Ein weiterer Surroundmix aus dem Hause Djabe, der großen Spaß beim Zuhören bereitet.
Pros / Cons:
+ sehr guter Klang
+ sehr guter Surroundmix
+ viele Bonusstücke, die meisten auch in Surround (+1,5%)
– kleine Stolperfalle beim Albumstart auf der DVD (-1,5%)
– Surroundmix eigentlich nur auf der Bandeigenen Homepage erhältlich. Kauf aber unproblematisch.
GESAMTWERTUNG: 89 %
Erläuterungen zur Bewertung
DVD: Die Ausgabe mit 2 CD’s und einer DVD gibt es, soweit mir bekannt, nur bei Djabe im Webshop zu kaufen. Kostenpunkt 26 Euro, was mit Versand zusammen ca. 35 Euro macht. Es lohnt sich, wenn man direkt zwei oder drei Alben bestellt, um den Versand aufzuteilen. Wenn die Bestellung doch größer werden soll, werden auch die Versandkosten höher. Alle Studioalben von Djabe gibt es in Surroundsound. Der Versand ist sehr schnell, wenn ich dort bestelle, habe ich die Bestellung spätestens nach drei Tagen im Briefkasten.
Stand: 25.10.2022
Links:
Offizielle Webseite von Djabe