Anthony Phillips – The Geese and the Ghost


Erscheinungsjahr 1977 | DVD-Audio | Progressive Rock

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In den 60er Jahren besuchte Anthony Phillips das englische Internat Charterhouse und lernte dort einige Mitschüler kennen, mit denen er eine Band mit dem Namen Genesis gründete. Obwohl er fast zwei Jahre jünger war als die anderen, wurde er schnell die treibende Kraft. Nach den ersten beiden Alben verließ Philipps 1970 aufgrund starken Lampenfiebers und Ermüdung die noch junge Gruppe und studierte an der Hochschule Musik. 1973 begann schließlich, gemeinsam mit seinem alten Freund und Genesis-Bassisten Mike Rutherford, die Arbeit an seinem ersten Soloalbum. Vor allem das zweite Genesis Album Trespass, an dem Phillips noch maßgeblich beteiligt war,  nutzte ausgiebig den von ihm und Rutherford entwickelten Sound auf 12-saitigen Akustikgitarren. Diesen Sound wollte man nun weiterentwickeln. Die Arbeit zog sich über viele Jahre, da Rutherford natürlich mit seiner Hauptband ständig am Touren und Aufnehmen war. So kam THE GEESE AND THE GHOST erst im Jahr 1977 heraus, zu einer Zeit als mittlerweile Punk und schlechte Attitüde an der Tagesordnung waren und 12-saitige-Gitarrenmusik so out war, wie VHS Videokassetten im Jahr 2017.

Dieser 5.1 Mix von THE GEESE AND THE GHOST wurde 2015 veröffentlicht und wurde von Andy Miles und Simon Heyworth erstellt.


Tracklist:

1 Wind-Tales – 1:02
2 Which Way the Wind Blows – 5:51
3 Henry: Portraits from Tudor Times – 14:02
a) Fanfare – 1:03
b) Lute’s Chorus – 1:37
c) Misty Battlements – 2:22
d) Lute’s Chorus Reprise – 0:52
e) Henry Goes to War – 4:02
f) Death of a Knight – 2:10
g) Triumphant Return – 1:52
4 God If I Saw Her Now – 4:09
5 Chinese Mushroom Cloud – 0:46
6 The Geese and the Ghost – 15:40
a) Part I – 8:01
b) Part II – 7:39
7 Collections – 3:07
8 Sleepfall: The Geese Fly West – 4:33

Gesamtdauer: 49:34


Die Musik:

THE GEESE AND THE GHOST ist bis auf wenige Ausnahmen instrumental. Neben den eingangs erwähnten 12-Saitern verwendeten Phillips und Rutherford noch zahlreiche andere Saiteninstrumente, Keyboards, Glockenspiele und andere Percussion. Unterstützt wurden sie zudem von weiteren Musikern an Streichern, Oboen, Flöten und anderen Blasinstrumenten. Auf zwei Stücken machte ein Schlagzeuger Namens Phil Collins seine mehr oder weniger ersten Gehversuche als Sänger.

Anhand der aufgezählten Instrumente dürfte deutlich sein, dass man hier keine Rockmusik im eigentlichen Sinne zu hören bekommt. Stattdessen wird mal klassisch, mal mittelalterlich angehauchte Gitarrenmusik dargeboten, die niemals cool ist, sondern eher schwelgerisch, romantisch und auch gerne mal mutig am Abgrund zum Kitsch entlang balanciert. Die Welt, die auf dem Albumcover dargestellt wird (siehe Bild unten), die bekommt man ziemlich genau auch musikalisch dargeboten. Am ehesten könnte man es noch mit den ersten drei Werken von Mike Oldfield vergleichen, und es wäre vermutlich auch ähnlich erfolgreich verkauft worden, wäre es einige Jahre früher veröffentlicht worden.

Ich liebe dieses Album und Anthony Phillips gehört für mich zu den herausragenden Komponisten des 20. Jahrhunderts. Ich verwende hier bewusst den Begriff Komponist und nicht Musiker, da man schnell heraushört, dass hier jemand sein kompositorisches Handwerk versteht, was vor allem an seinem Hochschulstudium liegen dürfte. Mittlerweile hat Anthony Phillips weit über 30 Alben veröffentlicht, die eine breite Palette an verschiedenen Stilen aufweisen, von Rock und Synthie-Pop bis hin zu Klassik und New Age. Seinen Lebensunterhalt verdient er aber weitestgehend durch Soundtrackproduktionen fürs Fernsehen. Phillips hat unzählige Musikstücke komponiert, die man für Video-Produktionen lizenzieren kann und ihm nahezu täglich gute Einnahmen bescheren. Trotz sehr überschaubarer Plattenverkaufe erlaubt ihm das, seine alten Alben in 5.1 remixen und wiederveröffentlichen zu lassen, wohlwissend, dass es außer mir und ein paar anderen Spinnern keinen wirklichen Absatzmarkt dafür gibt.

Wertung: 90 %


Besetzung:

Anthony Phillips – guitars, bass guitar, dulcimer, bouzouki, synthesizer, mellotron, keyboards, piano, celesta, drums, percussion, vocals
Mike Rutherford – guitars, bass guitar, keyboards, synthesizers, drums, percussion
Phil Collins – vocals (tracks 2 and 4)
Rob Phillips – oboes
Lazo Momulovich – oboes, cor anglais, organ
John Hackett – flutes
Wil Sleath – flute, baroque flute, recorder, piccolo
Jack Lancaster – flutes, lyricon
Charlie Martin – cello
Kirk Trevor – cello
Nick Hayley – violins
Martin Westlake – timpani
Tom Newman – hecklephone, bulk eraser
Vivienne McAuliffe – vocals (track 4)
Send Barns Orchestra and Barge Rabble conducted by Jeremy Gilbert
Ralph Bernascone – soloist


Der Surroundmix:

Dass ein Album welches mitten in den 70ern mit kleinem Budget aufgenommen wurde, nicht mit der heutigen Soundqualität mithalten kann, sollte klar sein. Ein großer Nachteil ist das jedoch nicht, denn statt einer glatt gebügelten Produktion hört man hier organische und authentische Aufnahmen, wo es auch hier und da mal nicht 100% sauber gespielte Töne zu hören gibt. Im Surroundmix finden sich viele verschiedene Ebenen in denen die einzelnen Instrumente gesetzt wurden. Nahezu jedes Stück besteht aus unzähligen Gitarrenlinien, die man zuvor als Hörer des Stereomixes kaum voneinander abzugrenzen wusste. In 5.1 kann man nun jeder Gitarre und natürlich auch allen anderen Instrumenten separat zuhören, da sie an verschiedenen Positionen im Raum verteilt sind. So hat man den Eindruck, als hätte sich eine Horde Musiker im Wohnzimmer bequem gemacht, um gemeinsam zu musizieren.

Das Album beginnt mit einem kurzen Intro, welches mit rückwärts gespielten Spuren untermalt wird und den Hörer direkt in eine etwas märchenhafte Stimmung einführt. Anschließend beginnt das erste von insgesamt drei Gesangstücken. Der unschuldige und leicht gebrechliche Gesang auf Which Way The Wind Blows kommt hier nicht ausschließlich aus den Frontspeakern, sondern zum großen Teil auch aus dem rechten Rear, sodass man das Gefühl bekommt, als würde Collins direkt neben einem sitzen und singen. Mit zunehmender Dauer erklingt mehrstimmiger Gesang, der zuvor in Stereo nicht so fein abgestimmt und identifizierbar war.

Das dritte Stück Henry: Portraits from Tudor Times ist eines der beiden zentralen Stücke auf dem Album. Es hat eine Länge von 14 Minuten und ist in insgesamt 7 kurze Teile aufgeteilt. Hier handelt es sich um eine Suite über Heinrich VIII, welche stark mittelalterlich angehaucht ist. Lyrische und dramatische Passagen geben sich die Klinke in die Hand und das gesamte Stück beeindruckt durch eine hohe und mitreißende Dynamik, die ihresgleichen sucht und gerade im Surroundsound alle Trümpfe ausspielt. Während gerade die lauteren Passagen im alten Stereomix in einem Einheitsbrei erklagen, lassen sich nun im 5.1-Mix jedes Mal neue Nuancen heraushören.

Das zweite zentrale Stück des Albums ist das instrumentale Titelstück The Geese and the Ghost, welches ebenfalls deutliche Überlänge mit knapp 16 Minuten hat und in zwei Teile aufgeteilt wurde. Namenspaten für das Stück waren zwei Synthesizer Sounds, die kurz nacheinander zwischen Minute 4:30 und 5:00 im Hintergrund zu hören sind. Neben den vielen Gitarren sind hier auch Streicher, Blasinstrumente und diverse Keyboards vertreten, sowie das einzige Mal auf diesem Album etwas Schlagzeugspiel (ebenfalls von Phillips und Rutherford gespielt). Während die erste Hälfte des Stücks noch elegisch und fast träumend daher kommt wird es ab der zweiten Hälfte dramatischer und rockiger – ein sehr fantasievolles Stück Musik. Gerade im 5.1-Mix werden die Streicher erst richtig lebendig, zuvor sind sie mir kaum aufgefallen. Hervorzuheben ist vor allem eine Stelle im zweiten Teil, wenn die Gitarren etwas in den Hintergrund geraten und ein Thema fast nur von den Streichern gespielt wird, sowohl streichend, als auch zupfend, was im Surroundsound klasse klingt.

Im großen Ganzen kann man festhalten, dass THE GEESE AND THE GHOST stark vom Surroundmix profitiert. Es ist etwas eigenwillige, lyrische Musik, die prädestiniert für einen weiten Hörraum ist. Man kann in diese fantasievolle, romantische Welt aus Königen, Rittern, Elfen, Geistern und im Flug schlafenden Gänsen eintauchen und das Album immer wieder neu entdecken. Wer das Album kennt und gefallen daran findet, muss den Surroundmix hören.

Wertung: 94 %


Vorhandene Tonformate:
MLP Lossless 5.1
MLP Lossless Stereo
DTS  5.1
Dolby Digital 5.1
LPCM Stereo

Album starten:

Das Album in 5.1 ist auf einer hybriden DVD-Audio gepresst, die auch in normalen DVD Playern funktioniert. Wessen Player das Medium DVD-Audio lesen kann, bekommt neben Dolby Digital und DTS auch noch die Möglichkeit, das Album im hochauflösenden und verlustfrei komprimierten MLP zu hören. Das Laden dauert einige Zeit, da zunächst eine kleine Animation des Plattenlabellogos startet und dann das Menü geladen wird. Man kann das Album aber ohne Probleme blind starten durch zweimal Drücken der Enter-Taste.

 


Bonusmaterial:

Das Paket besteht aus insgesamt 3 Discs, welche sich aus zwei CDs und der DVD mit dem 5.1-Mix zusammensetzt. Die Tonträger befinden sich in Papphüllen, die jeweils ein Detail des von Peter Cross erstellten Covermotivs zeigen. Neben einem dicken Booklet mit zahlreichen Hintergrundinformationen zur Entstehung des Albums, gibt es noch ein Miniposter des damaligen Werbeplakats, auf dessen Rückseite sich Illustrationen und die Story zum Instrumentalstück Henry befinden. Das Ganze wird in einer pizzakartonartigen Pappschachtel verpackt (siehe Foto).

Auf der ersten CD gibt es den obligatorischen Stereomix, auf der zweiten CD finden sich viele Bonustracks, darunter Demos und unveröffentlichte Songs. Hervorzuheben wären hier die beiden von Phil Collins gesungenen Lieder Silver Song und Only Your Love, die ursprünglich 1973 als Single hätten veröffentlicht werden sollen, doch dann in der Schublade verschwanden.

Aufwertung: +1%


Anspieltipp:

Henry


Fazit:

Eine grandiose Veröffentlichung, sowohl 1977, als auch jetzt in 5.1

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ High Resolution (+1%)
+ Albumstart lässt sich blind bedienen
+ zusätzliche CD mit vielen Bonustracks (+1%)
+ Booklet mit sehr viel Hintergrundinfos

 

GESAMTWERTUNG: 95 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

DVD-Audio: Bestehend aus 2 CDs und einer DVD-A, ist erst 2015 erschienen und ist für ca. 30 Euro fast überall erhältlich. Die DVD-A lässt auch auf normalen DVD- und Bluray-Playern abspielen.

Stand: 01.02.2017


Links:

Offizielle Webseite von Anthony Phillips

 

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