Ólafur Arnalds – For Now I Am Winter
Erscheinungsjahr 2013 | STREAMING | Neoklassik
Eine Dolby Atmos Streaming Review
Heute gibt es mal passend zu den derzeit vorherrschenden frostigen Temperaturen ein Winteralbum. FOR NOW I AM WINTER erschien 2013 als drittes Studioalbum des isländischen Komponisten Ólafur Arnalds. Es markiert eine neue Facette in seinem Schaffen, da Arnalds hier erstmals konsequent über rein instrumentale Formen hinausgeht und Gesang, Elektronik und orchestrale Arrangements in sein zuvor vor allem von Klavier- und Streicherwerken geprägtes Klangbild integriert.
Während Arnalds’ frühere Veröffentlichungen oft mit reduzierten Mitteln arbeiteten, erweitert FOR NOW I AM WINTER die klangliche Palette deutlich. Die ursprünglich bereits fertiggestellten Kompositionen wurden bewusst noch einmal überarbeitet, orchestriert und um zusätzliche Ebenen ergänzt. Streicherflächen, Klavierfiguren, elektronische Texturen und Beats greifen ineinander und erzeugen ein dichteres, dynamischeres Klangbild, das zwischen Neo-Klassik, Minimalismus, Electronica und Art-Pop angesiedelt ist.
Eine zentrale Rolle spielen dabei die Vokalstücke mit Arnór Dan Arnarson, dem Sänger von Agent Fresco. Seine Stimme ist auf mehreren Titeln zu hören und verleiht der Musik eine neue strukturelle Klarheit. Die Gesangspassagen öffnen Arnalds’ Klangwelt stärker in Richtung Songform, ohne den atmosphärischen, oft melancholischen Grundcharakter der Musik aufzugeben.
Trotz dieser Erweiterung bleibt FOR NOW I AM WINTER fest in Arnalds’ ästhetischer Handschrift verankert. Das Album arbeitet mit starken Kontrasten in Dynamik und Dichte, verbindet fragile Momente mit orchestraler Weite und kombiniert kühle, teilweise desolate Stimmungen mit einem spürbaren Moment von Wärme und Offenheit. In der Rezeption wurde das Werk häufig als konsequenter Entwicklungsschritt beschrieben, der Arnalds’ neo-klassische Wurzeln mit moderner Elektronik verbindet und zugleich ein breiteres Publikum anspricht.
Screenshot Apple Music App
Tracklist:
1 Sudden Throw – 3:17
2 Brim – 4:43
3 For Now I Am Winter – 5:05
4 A Stutter – 5:09
5 Words Of Amber – 3:23
6 Reclaim – 4:01
7 Hands Be Still – 3:40
8 Only The Winds – 5:21
9 Old Skin – 4:09
10 We (Too) Shall Rest – 2:06
11 This Place Was A Shelter – 3:50
12 Carry Me Anew – 3:35
Gesamtdauer: 48:09
Auf FOR NOW I AM WINTER setzt Ólafur Arnalds verstärkt auf synthetische Klänge, die sich nahtlos in seinen etablierten Klangkosmos aus Klavier, Streichern und Bläsern einfügen. Auffällig ist dabei, wie geschlossen und selbstverständlich dieses Zusammenspiel wirkt. Elektronische und akustische Elemente verschmelzen zu einem homogenen Gesamtbild, ohne dass einzelne Ebenen künstlich oder aufgesetzt erscheinen.
Bereits bei früheren Atmos-Rezensionen zu RE:MEMBER und ISLAND SONGS zeigte sich, dass Arnalds’ Musik sehr gut für das immersive Format geeignet ist. FOR NOW I AM WINTER reiht sich hier nahtlos ein. Auch dieses Album liegt in einer überzeugenden Dolby-Atmos-Abmischung vor und bestätigt den hohen Standard, den Arnalds bei seinen Veröffentlichungen in diesem Format inzwischen etabliert hat. Mit weiteren Atmos-Produktionen und dem jüngst erschienenen A DAWNING setzt sich diese Linie konsequent fort.
Der Raum wird auf FOR NOW I AM WINTER umfassend genutzt. Ein Großteil der klanglichen Ereignisse findet hinter dem Hörplatz und über Kopf statt. Das Klavier ist häufig sehr zentral in der Raummitte positioniert und bildet den klanglichen Fixpunkt. Streicher werden bevorzugt im hinteren Bereich oder in den Höhen platziert, während Bläser überwiegend aus den oberen Lautsprecherebenen erklingen. Dezent eingesetzte Synthesizerflächen erweitern das Klangbild zusätzlich und sind meist im hinteren Raum verortet, einzelne Flächen auch klar oberhalb des Hörers.
Beats und Loops, die auf dem Album punktuell eingesetzt werden, sind überwiegend in der vorderen Raumhälfte angesiedelt, ebenso der Gesang. In einem der späteren Stücke (Old Skin) wird die Gesangsstimme jedoch bewusst aus dieser Frontposition gelöst und weiter in den Raum verlagert, bevor sie schließlich auch aus den hinteren Höhenkanälen und aus mehreren Richtungen gleichzeitig erklingt. Diese Bewegung wirkt organisch und fügt sich schlüssig in den Gesamtverlauf des Albums ein.
FOR NOW I AM WINTER zeichnet sich zudem durch eine ausgeprägte Dynamik aus. Sehr leise Passagen, die an die Stille einer winterlichen Landschaft erinnern, wechseln mit dichter instrumentierten Momenten. Auch in den reduzierten Abschnitten bleibt die Räumlichkeit stets präsent. Insgesamt ergibt sich ein atmosphärisch dichter, fein abgestufter Dolby-Atmos-Mix, der die Musik nicht nur erweitert, sondern ihr eine zusätzliche räumliche Tiefe verleiht – ein Album, das in seiner klanglichen Gestaltung besonders gut zur winterlichen Jahreszeit passt.
Da es im heimischen Wohnzimmer naturgemäß deutlich wärmer ist, habe ich das Album in den vergangenen Tagen auch unterwegs bei Minusgraden über Kopfhörer gehört. Selbst in der binauralen Dolby-Atmos-Wiedergabe stellt sich dabei ein überzeugender räumlicher Eindruck ein. Bereits im ersten Stück Sudden Throw sind dezente Synthesizerflächen hinter dem Kopf wahrnehmbar, die wie eisiger Wind um den Hörer kreisen. Unter diesen Bedingungen wirkte dies sogar etwas beeindruckender als in der beheizten Umgebung mit Lautsprechern.
Anspieltipp:
A Stutter, Old Skin
Fazit:
Tolles Album, tolelr Atmos-Mix.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 97 %
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von FOR NOW I AM WINTER gibt es bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon und Tidal zu hören.
Stand: 27.12.2025
Links:
Webseite von Ólafur Arnalds