Jethro Tull – This Was


Erscheinungsjahr 1968 | DVD | Blues Rock

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Ende 2018 erschien zum 50. Geburtstag das Debütalbum THIS WAS von Jethro Tull aus dem Jahr 1968 als Deluxe Ausgabe im Media Book Format, dem ein von Steven Wilson erstellter Surround Mix auf DVD beiliegt.

Die Band gründete sich 1967 und änderte damals zunächst ständig ihren Namen, bis schließlich ein Agent sie für den legendären Marquee Club als Jethro Tull (benannt nach dem Begründer der modernen Landwirtschaft) buchte. Wer es als Band in den Marquee Club schaffte, hatte es geschafft und so blieb man schließlich bei diesem Namen. In diesem Club spielte man dann regelmäßig und aufgrund der etwas skurrilen Auftritte baute die Band schnell eine größere Fangemeinde auf.

1968 erschien schließlich das erste Album von Jethro Tull und kletterte bis auf Platz 10 der britischen Charts. Sänger und Flötist Ian Anderson war damals noch nicht die einzige treibende Kraft der Band. Viele der Songs wurden auch vom damaligen Gitarristen Mick Abrahams geschrieben, der aber die Band nach diesem Album verließ. Nach einem kurzen Zwischenspiel von Tony Iommi, der kurz darauf Black Sabbath mitgründete wurde schließlich der langjährige Gitarrist Martin Barre verpflichtet.

THIS WAS ist bereits das zehnte Album von Jethro Tull, das in den letzten Jahren im Media Book Format wiederveröffentlicht wurde. Neben dem Surroundmix auf DVD gibt es noch zwei Bonus CD’s auf denen sich weitere Songs und Mixe aus den Anfangstagen befinden. Abgerundet wird das Ganze mit einem fast 100 seitigen informativen Buch.


Tracklist:

1 My Sunday Feeling – 3:43
2 Some Day the Sun Won’t Shine for You – 2:49
3 Beggar’s Farm – 4:19
4 Move on Alone – 1:58
5 Serenade to a Cuckoo – 6:07
6 Dharma for One – 4:15
7 It’s Breaking Me Up – 5:04
8 Cat’s Squirrel – 5:42
9 A Song for Jeffrey – 3:22
10 Round – 1:03

Gesamtdauer: 38:20


Die Musik:

Mick Abrahams war überzeugter Bluesgitarrist. So ist es wenig verwunderlich, dass das Erstlingswerk stark bluesorientiert ist. Zudem war Blues seinerzeit in England eh up to date. Darüber hinaus gibt es Anklänge von Jazz mit der Coverversion eines Stückes des amerikanischen Saxophonisten und Flötisten Roland Kirk. Das Flötensolo in dem Stück war übrigens eines der ersten Stücke, das sich Anderson auf der Flöte beigebracht hatte. Neben der Flöte machte er auf diesem Album auch exzessiven Gebrauch von der Mundharmonika und von dem Claghorn, einer Erfindung des Bassisten Jeffrey Hammond (der einige Jahre später zu Jethro Tull dazu stieß), welches eine Mischung aus Spielzeugsaxophon und Flöte war.

Auf THIS WAS sind gleich vier der zehn Stücke instrumental, was knapp die Hälfte der Albumlänge bedeutet. Hier wird demnach weniger gesungen, als auf späteren Alben. Auf Move on Alone übernahm zudem Abrahams die Lead Vocals, ein Song, der mit seinen Bläserarrangements auch prima auf eines der ersten Alben von Chicago gepasst hätte.

Hier und da kann man auf dem Album jedoch schon die progressive Richtung erkennen, die die Band in den nächsten Jahren einschlagen sollte. Auch das stilgebende Querflötenspiel wurde auf diesem Album bereits von Ian Anderson effektvoll eingesetzt, was Jethro Tull von anderen Blues Bands der damaligen Zeit abgrenzte.

Wertung: 81 %


Besetzung:

Ian Anderson – lead vocals, flute, mouth organ, claghorn, piano
Mick Abrahams – lead vocals (track 4), backing vocals, electric guitar, nine-string guitar
Glenn Cornick – bass guitar
Clive Bunker – drums, percussion

David Palmer – French horn and orchestral arrangements


Der Surroundmix:

Was man hier als Surroundmix vorliegen hat, ist eigentlich ein echter Quadmix. Steven Wilson erstellte von diesem Album einen 4.1-Surroundmix und verzichtete auf den Center-Lautsprecher. Dies liegt daran, dass THIS WAS nur auf einer 4-Spur-Maschine aufgenommen wurde und es dementsprechend nicht viel gab, was man im Raum verteilen konnte. Interessanterweise fällt der fehlende Center überhaupt nicht auf, da es diesen ja auch noch als sogenannte Phantomschallquelle gibt. Wenn linker und rechter Frontlautsprecher ein Signal ausgeben, entsteht der Eindruck, dass die Quelle des Signals zwischen den beiden Lautsprechern liegt, was man vom Stereoklang her kennt. Man hat also oft den Eindruck, dass aus dem Center doch Klänge rauskommen, obwohl dem so nicht ist.

Doch wie klingt nun jetzt der Surroundmix, wenn es nur 4 Kanäle zum verteilen gibt? Überraschend räumlich! Wilson erklärt im Booklet, dass sich gelegentlich mehrere Instrumente auf einer Spur abwechselten und er somit diese separieren und so frei im Raum positionieren konnte. Gitarren und Flöten wurden nicht wie oft üblich immer nur in eine der vier Ecken gesteckt, sondern gerne im Raum zentriert, mal links, mal rechts, sodass man auf diese Weise einen voluminösen Gesamtsound geschaffen hat. Am Hörplatz entsteht dadurch links und rechts eine dichte Klangwand. So ist im ersten Stück My Sunday Feelings die Flöte rechts gelegt, während links die Gitarre zu hören ist. Bei Beggar‘s Farm, dem dritten Stück ist dies umgekehrt.

Leider hat dies Steven Wilson auch bei zwei Stücken mit dem Schlagzeug so gehandhabt. Im Kirk-Cover Serenade To A Cuckoo und bei Breaking Me Up ist das Schlagzeug komplett in der linken Hälfte. Das hat mich schon im Quadmix des Best Of The Doors gestört. Beim Schlagzeug funktioniert diese Art der Positionierung meiner Meinung nach nicht so gut, hier ist es aber weitaus weniger irritierend, als ich das bei den Doors empfunden hatte. Ansonsten kommen Schlagzeug und Bass fast immer aus den Frontlautsprechern und bilden eine Einheit. Ich vermute, dass sich diese oft zusammen auf einem einzigen Kanal der 4-Spurbänder befunden haben.

Im Originalstereomix wurden hier und da einige Panningeffekte im Stereobild vollzogen. Hier hat sich Steven Wilson auch daran orientiert und sich entsprechend ausgetobt. So beginnt manches Gitarrensolo an einer Position im Raum und wandert währenddessen durch die Klanglandschaft, wie bei Breaking Me Up. Das gleiche passiert auch mit der Flöte (Beggar‘s Farm und A Song For Jeffrey). Witzig ist zudem auch der Abschluss der Platte: Das kurze Instrumental Round ist in Surround Sound so, wie es der Titel verspricht: Die einzelnen Instrumente jagen sich im Kreis um den Hörplatz.

Neben dem Album gibt es noch zwei weitere Stücke in Surround Sound, welche dann bereits in 5.1 abgemischt sind. Das ist die Single Love Story mit der B-Seite A Christmas Song, die einen Monat nach der Albumveröffentlichung heraus kam. Nachdem man das Album gehört hat, braucht man lediglich die Enter-Taste drücken, um diese beiden Stücke abzuspielen.

Von der Soundqualität kann man bei THIS WAS keine Wunderdinge erwarten. Es klingt wie ein Blues-Album aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Rau und ungeschliffen. Die Qualität des Klanges konnte ein wenig verbessert werden, atmet aber weiterhin die damalige Zeit ein, was auch gut so ist. Überraschend ist aber, dass das Album weitaus räumlicher klingt, als man es bei 4-Spur-Aufnahmen für möglich gehalten hätte. Sgt. Peppers, welches ebenfalls in 4-Spur aufgenommen wurde, klingt weitaus flacher, was aber auch damit zusammenhängt, dass dort viele Overdubs gemacht wurden und Spuren entsprechend zusammengelegt werden mussten. Bei THIS WAS spielt ein Quartett quasi live im Studio ein Album ein, sodass sich spätere Overdubs in Grenzen halten.

Wertung: 93 %


Vorhandene Tonformate:
DTS (96 kHz / 24 bit)  4.1
Dolby Digital  4.1
PCM (96 kHz / 24 bit) Stereo

Album starten:

Im Gegensatz zu den letzten veröffentlichten Media Books von Jethro Tull, muss man sich bei THIS WAS wieder durch das Menü quälen, um das Album in Surround Sound abspielen zu können. Alternativ kann man zunächst mittels Enter-Taste die Stereo-Version starten und anschließend mit der Audio-Taste umschalten. Wer lieber über das Menü geht, nutzt folgende Kombination:

ENTER > DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > ENTER > ENTER

ENTER

DOWN > DOWN > ENTER

DOWN > ENTER > ENTER

Die beiden Bonus Tracks kann man im Anschluss an das Album mittels Enter abspielen.

Abwertung: – 2 %


Bonusmaterial:

Bonusmaterial ist weniger vorhanden, als auf den anderen Media Books. Auf einer zweiten CD gibt es einige Studioouttakes und Singleversionen, sowie Mitschnitte einer BBC-Sendung. Auf CD 3 befindet sich das Album nochmal im Originalmix der englischen Erstausgabe. Sowohl in Mono, als auch in Stereo. Auf der DVD liegt zudem der US Stereomix von 1969 vor. Toll ist wieder das informative Begleitbuch mit Hintergrundinfos zur Bandgründung, den Aufnahmen, den einzelnen Songs, einem Touring-Guide, einer Menge an Fotos und so weiter.

Aufwertung: + 1,5 %


Anspieltipp:

Beggar’s Farm


Fazit:

Musikalisch noch in der Findungsphase. Vier Spuren müssen nicht zu wenig sein, um Raumklang zu erzeugen.

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix für verhältnismäßig wenig Spurmaterial
+ informatives Buch und Bonuscontent (+1,5 %)
– DVD-Menü ist auf Stereo voreingestellt (-2 %)
– leider nur eine normale DVD und daher kein hochauflösendes Tonformat

 

GESAMTWERTUNG: 89 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Mediabook „50th Anniversary Edition“: Ist erst seit November 2018 draußen und noch gut erhältlich. Kostenpunkt etwa 40 Euro.

Stand: 11.01.2019


Links:

Offizielle Webseite von Jethro Tull

 

3 Replies to “Jethro Tull – This Was”

  1. Tolle Review. 🙂
    Ich bin ein großer Fan von diesem Mix. Ich finde er funktioniert in 4.1 großartig, vor allem finde ich es faszinierend wie Steven Wilson es schaffte es so wirken zu lassen, als würden die Instrumente wirklich zwischen den Lautsprecher spielen. Großartig!
    Heute hab ich mir den Mix von Tubular Bells bestellt. Bin gespannt wie er mir gefallen wird, da er bei Ihnen ja einen nicht gerade positiven Eindruck hinterlassen hat. 😀

    P.S. Ich empfehle den 5.1 Mix von Larks’ Tongues in Aspic. Einfach fantastisch wie schön dieses Album den Raum füllt und wie effektiv Steven Wilson die zahlreichen Instrumente, die dieses Album zu bieten hat, positioniert.

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