Rush – 2112
Erscheinungsjahr 1976 | DVD-Audio | Progressive Rock
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Immer mal wieder werden vereinzelt Rush Alben in 5.1 neu veröffentlicht. 2012 war ihr viertes Studioalbum aus dem Jahr 1976 dran, das den Titel 2112 trägt. 2112 ist, so dürfte es wenig verwundern, eine Jahreszahl. Das gleichnamige Titelstück, welches auf der Original LP die komplette A-Seite beanspruchte, handelt von einer dystopischen Welt im Jahr 2112, in der eine totalitäre Macht das Leben der Menschen kontrolliert, die starke kommunistische Züge zu haben scheint. Die Veröffentlichung in Surround Sound 2012 feiert somit nicht ein Jubiläum des Albums, sondern sozusagen die 100 letzten Jahre bis zum Einsetzen der Handlung.
Der eigentliche Plot des Titelstückes ähnelt dabei dem viele Jahre später aufgeführten Queen-Musical We Will Rock You. In 2112 existiert die Musik nicht mehr. In eine Höhle findet ein junger Mann eine alte Gitarre und ist fasziniert von diesem Gerät und seinen Tönen. Er bringt sich das Gitarrespielen selber bei. Die Machthaber sehen jedoch in dem Instrument eine Gefahr und zerstören es. Der Text zu dem Stück stammt von Schlagzeuger Neil Peart, der mehr und mehr für die Texte verantwortlich wurde. Das Album 2112 ist das vorletzte Rush Album, auf dem auch noch Texte von Geddy Lee und Alex Lifeson gesungen wurden.
Aufgenommen wurde es im Februar 1976 in schwierigen Zeiten. Die Band war finanziell angeschlagen, da sich das letzte Album schlecht verkaufte und auch Konzerte schlecht besucht waren. Später sagte Gitarrist Alex Lifeson, dass man damals kurz davor war, die Band aufzulösen. Die Plattenfirma gab Rush aber noch die Chance auf ein weiteres Album. 2112 erhielt begeisterte Kritiken und kletterte in ihrem Heimatland Kanada in die Top Ten und kratzte auch in den USA an den Top 50. Den Käufern schien die Platte so sehr zu gefallen, das ihre zuvor veröffentlichten Alben bald ausverkauft waren. Heute gilt 2112 als das zweiterfolgreichste Werk der Band nach Moving Pictures von 1981, was darin begründet sein dürfte, dass es in den letzten 40 Jahren einen Kultstatus erlangte und eines der Alben war, die man haben musste, wenn man sich mit Rush beschäftigen wollte. Vor kurzer Zeit konnte man in Steven Spielbergs neuem Film Ready Player One ein 2112 Poster an der Wand in einem Kinderzimmer sehen.
Gegenüber der Originalveröffentlichung hat die Veröffentlichung aus dem Jahr 2012 ein anderes Covermotiv gespendet bekommen, welches aber wieder vom langjährigen Covermacher Hugh Syme erstellt wurde, der im übrigen auf diesem Album auch als Gast die Tasteninstrumente spielte.
Tracklist:
1 2112 – 20:34
I. Overture – 4:31
II. The Temples of Syrinx – 2:16
III. Discovery – 3:25
IV. Presentation – 3:41
V. Oracle: The Dream – 2:00
VI. Soliloquy – 2:19
VII. Grand Finale – 2:16
2 A Passage to Bangkok – 3:32
3 The Twilight Zone – 3:16
4 Lessons – 3:51
5 Tears – 3:30
6 Something for Nothing – 3:59
Gesamtdauer: 38:42
Rush entfernten sich mit 2112 weiter vom Hard Rock und wendeten sich mehr dem Progressive Rock zu, ohne jedoch auf die harten Gitarrenriffs zu verzichten. Für viele gilt 2112 daher als das erste Progressive Metal Album der Musikgeschichte. Zudem setzte die Band zum ersten Mal Synthesizer und Keyboards ein, wenn auch noch sehr dezent. Lediglich das Intro des Titelstück besteht aus einem Krautrock-Elektronik-Ambient Teil, dass den Hörer in die Zukunft einführen soll und die Ballade Tears ist mit melancholischen Mellotron Streichern und Flöten überlagert.
Wie erwähnt hat das Titelstück Schallplattenseitenlänge und besteht aus insgesamt 7 Teilstücken, wovon das erste und das letzte jeweils Instrumental sind. Die Teile dazwischen haben alle Gesang, werden aber auch immer wieder von instrumentalen Passagen unterbrochen. Auffällig ist, dass das lange Stück auch zweimal sehr ruhige Momente hat, die lediglich aus zartem Spiel auf der akustischen Klampfe und leisem Gesang bestehen. Das dürften die leisesten Momente in der gesamten Diskographie von Rush sein, die ansonsten kaum mal eine Ballade komponierten.
Die zweite Hälfte des Albums besteht aus fünf eigenständigen kurzen Stücken, die meiner Meinung nach zu dem melodischten gehören, was Rush je komponiert haben. Die Lieder gehen hier sehr direkt ins Ohr rein. Vor allem A Passage to Bangkok hätte das Potential für einen Rockklassiker. Das er es nicht wurde, dürfte zum großen Teil am Gesang des Bassisten Geddy Lee liegen. Dieser sang in den 70er Jahren nämlich ziemlich hoch und kreischend, was einiges an Gewöhnung und Überwindung benötigte. Die Mellotron Ballade Tears hätte genauso gut auf dem Album A Trick of the Tail von Genesis sein können, welches im selben Jahr veröffentlicht wurde.
Wertung: 90 %
Besetzung:
Geddy Lee – vocals, bass guitar
Alex Lifeson – electric and acoustic guitar
Neil Peart – drums, percussion
Hugh Syme – ARP Odyssey synthesizer on „Overture“, Mellotron on „Tears“
Der Surroundmix wurde von Richard Chycki erstellt, der auch schon den Nachfolger A Farewell to Kings neu abgemischt hatte. Das Titelstück fängt mit seinen Synthesizer Spuren sehr räumlich an und weckt Hoffnungen auf einen sehr guten Mix. Doch sobald die Band mit ihrem instrumentalen Gewitter anfängt, macht sich Enttäuschung breit. Denn Gitarren, Bass und Schlagzeug scheinen fast alle ziemlich frontal vorgetragen zu werden. Hinten passiert fast nichts. Das bleibt aber nicht lange so. Chycki hat in seinem 5.1-Mix eine gewisse Dramaturgie eingebaut, die der Geschichte des Stückes entgegenkommt. Mit zunehmender Dauer wird es nämlich räumlicher, die verschiedenen Gitarrenspuren verlagern sich immer weiter in den Raum, was dahingehend interpretiert werden kann, dass zu Beginn in Neil Pearts Geschichte keine Musik existierte und diese dann nach der Entdeckung der Gitarre in der Höhle plötzlich wiedergeboren wurde und dementsprechend immer mehr Musik den Raum einnimmt. Eigentlich eine sehr geniale Idee, dennoch denke ich in den ersten 10 Minuten von 2112 immer, wie langweilig der Mix doch klingt. Doch mit der Zeit setzt die Begeisterung an, bis schließlich im Grande Finale das Gitarrensolo wild durch den Raum fliegt.
Interessant ist, dass Geddy Lees messerscharfe Stimme nicht nur aus dem Center kommt, wie das häufig gemacht wird, sondern im sehr weiten Stereofeld über die komplette Frontwand erstrahlt und sehr präsent erscheint. In A Passage to Bangkok scheint es dann fast so zu sein, als wäre der Gesang weitestgehend in den Rears platziert.
Soundtechnisch klingt das Album sehr druckvoll, aber immer noch wie ein typisches 70er Jahre Classic Rock Album. Es wurde also nicht glattpoliert, sondern man hat auch im Remix versucht die Stimmung der Originalveröffentlichung beizubehalten. Twilligt Zone fällt hier aber ein wenig ab und klingt etwas kraftlos. Vor allem das Schlagzeug hat hier etwas Ähnlichkeit zu einer Linn Drum.
Übrigens lohnt es sich, dass Album mit eingeschaltetem Fernseher zu hören. Während der Musik kann hier ein Comic gelesen werden, der auf den Liedtexten basiert.
Wertung: 88 %
Vorhandene Tonformate:
MLP 5.1
MLP 2.0
Dolby Digital 5.1 (48 kHz / 24 bit)
LPCM 2.0
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Der Comic ist sehr sehenswert, den man während des Albums lesen kann. Dazu gibt es noch eine Fotogralerie und drei Bonus Livetracks auf der CD.
Aufwertung: +0,5 %
Anspieltipp:
Tears
Aller Anfang ist etwas ernüchternd, doch der Surroundmix kriegt noch die Kurve.
Pros / Cons:
+ authentischer 70er Jahre Rock-Klang
+ sehr guter Surroundmix
+ High Resolution (+ 1%)
+ Bonusmaterial (+ 0,5%)
GESAMTWERTUNG: 90 %
Erläuterungen zur Bewertung
DVD-Audio: Die 2012 erschienene Deluxe Variante ist sehr selten geworden, ist aber z.B. bei JPC noch für 19 Euro zu bekommen.
CD + Bluray: Bei Amazon scheint es das Ganze als CD / Bluray Variante zu geben, allerdings für über 100 Euro.
Stand: 20.12.2018
Links:
Offizielle Webseite von Rush