Santana – Abraxas
Erscheinungsjahr 1970 | DTS-CD (2000) | Latin Rock / Classic Rock
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Von Mike W. K.
Bisher habe ich nahezu nur gute Kritiken abgegeben, gute Musik rezensiert (klar, sonst würde ich mir die Scheiben auch nicht kaufen) und ich vergab bis dato nur gute oder sehr gute Noten für die Surroundmixe.
Es geht auch anders. Ich bin nicht einmal dagegen, einen Surround Mix deutlich anders, als den originalen Stereo Mix zu gestalten. Gut muss er allerdings schon sein. Hier ein Beispiel für einen zum großen Teil missratenen Mix. Aber der Reihe nach…
ABRAXAS selbst ist ein Klassiker des Latin Rocks. Santana lieferten vor fast ziemlich genau 51 Jahren eine überzeugende Performance in Woodstock. Das Konzert habe ich oft als Video/DVD gesehen. Ich erinnere mich immer wieder gerne an das überragende Schlagzeugsolo des damals 20 Jährigen Michael Shrieve bei Soul Sacrifice, das aber als letztes Stück auf dem Debut Album „Santana“ zu finden ist. ABRAXAS kam als zweites Album 1970 heraus. Davon gab es auch einen Quad-Mix, der irgendwann in den frühen 70er auf LP erschien. Ansonsten verschimmelt dieser wie vieles andere interessante irgendwo bei den Plattenfirmen im Archiv. Traurig ist das.
Tracklist:
01 Singing Winds, Crying Beasts – 4:48
02 Black Magic Woman / Gypsy Queen – 5:24
03 Oye Como Va – 4:19
04 Incident At Neshabur – 5:02
05 Se A Cabo – 2:51
06 Mother’s Daughter – 4:28
07 Samba Pa Ti – 4:47
08 Hope You’re Feeling Better – 4:07
09 El Nicoya – 1:32
Gesamtdauer: 37:18
Die Musik und der Surroundmix:
Generell klingen alte Aufnahmen, die auf Band aufgezeichnet wurden, deutlich anders, als aktuelle digitale. Der Klang des Tonbands ist ein eigener, vor allem, wenn die Pegel hoch sind und kräftig ausgesteuert wurde. Entweder man liebt den Sound der Bandsättigung oder man hasst ihn. Bandmaschinen haben Charakter. Ob einen guten oder schlechten, überlasse ich dem persönlichen Geschmack. Auf jeden Fall wurde dieses Album analog auf Band aufgenommen. Das war zu der Zeit üblich. Der Sound durchaus auch.
01 Singing Winds, Crying Beasts
Das Intro zu diesem Album beginnt schon einmal sehr merkwürdig. Das Klavier ist im Surround, aber es hört sich so an, als wäre nur der Raumanteil hörbar und das eigentliche Instrument mit dem trockenen Direktschall wurde in den Front-Kanälen vergessen. Carlos Santanas Gitarre ist hingegen merkwürdig näselnd und trocken und nur links. Die Chimes sind zu laut und schrill. Auf den Becken scheint mir ein Flanger Effekt oder so etwas zu sein. Das ist mir im Stereo nicht aufgefallen und stört mich hier. Der Bass ist irgendwie dröhnig und die Becken klingen belegt. Ansonsten gibt es Percussion rechts hinten, Effektgitarren im Surroundfeld verteilt, was soweit ok ist. Aber insgesamt ist das so völlig missraten, sowohl Mix und Sound. Und das zu Beginn des Albums. Ist der erste Eindruck bereits schlecht, dann wird es wirklich schwer, das wieder gut zu machen.
02 Black Magic Woman / Gypsy Queen
Auch dieser Klassiker, der von Peter Green und Gabor Szabo geschrieben wurde, klingt sehr komisch. Ich finde die Hammondorgel kreisend einfach unpassend. Auch ist die Sologitarre wieder nasal im Sound. Der Gesang kommt vorne und leicht im Center. Es liegt irgendein Effekt drauf, der einfach nicht passt. Die Idee im Übergang die Gitarre effektmäßig im Surroundfeld herumwandern lassen, ist ok, aber das darf nicht zur Gewohnheit werden. Sonst wird dem Zuhörer schwindelig und schlecht. Das ein oder andere „aaauu“ ist zu hören, diese „Freundenschreie“ gibt es im Stereo nicht.
03 Oye Como Va
Ich kann mir nicht helfen, aber der Sound der Orgel klingt etwas dünn vorne links, das kenne ich so nicht von der CD. Und diese ist alt, definitiv kein aktuelles Remaster. Die Stimmen und die Orgel inkl. Drums+Bass Fraktion ist vorne, Carlos Solo links hinten. Warum nicht. Die Orgel als Überleitung zum Orgelsolo ist hinten, das Solo auf der Hammondorgel selbst vorne. Ansonsten ist dieses Stück eins mit dem besseren Mix.
04 Incident At Neshabur
Auch hier ist wieder dieser komische Pianosound, diesmal vorne, aber mit viel zu viel Effektanteil (Hall, Raum). Die vielen gelayerten Sologitarren im hinteren Teil des Songs, bevor dieser ruhiger wird, sind komplett im Sorroundfeld verteilt, das ist ein Lichtblick, weil interessant.
05 Se A Cabo
Hier sind die Percussions vorne, Santanas Rhythmus-Gitarre hinten links, die Orgel als Gegenpol hinten rechts. Das erste Gitarrensolo ist vorne. Die Vocals und E-Piano sind ebenfalls vorne, aber die sind spärlich im Arrangement. Soweit ist das gut.
06 Mother’s Daughter
Die Orgel ist links hinten, der Bass rechts hinten bis die Sologitarre einsetzt, dann ist der Bass vorne. Auch hier sind einige Freudenschreie vorhanden, die im Stereo nicht hörbar waren.
07 Samba Pa Ti
Noch ein Klassiker! Die Gitarre klingt wie ein hunzeliges MP3 aus dem rechten vorderen Lautsprecher, irgendwie voller Artefakte, aber ich bin sicher, dass dies nicht von der Kompression her kommt, sondern Absicht war. Es gefällt mir jedoch nicht. Die zweite Gitarre, die gelegentlich hinzu kommt, klingt dagegen gut und voll. Also war das wirklich Absicht, allerdings keine gute Idee. Die Orgel hinten rechts ist irgendwie dünn und schlecht abgestimmt. Tja, das war nix. Leider verhunzt. Schade, schade, schade für diesen Santana Klassiker.
08 Hope You’re Feeling Better
Dies ist eine klasse Rocknummer, die mit der Orgel links hinten beginnt. Die Rhythmusgitarre ist passend dazu hinten rechts. Zusätzliche Gitarren sind vorne, je nach Arrangement, aber m.E. etwas zu laut. Die Vocals sind trocken und vorne. Leider klingt der Mix so unausgewogen. Auch der Schellenkranz (rechts vorne) ist zu laut und zu schrill.
09 El Nicoya
…ist das Outro des Albums. Die vielen Stimmen sind schön im Surroundfeld verteilt. Auch das Percussion. Es trommelt immer irgendwo. Dazu ist Surround einfach gut.
Wertung: Musik: 90 %, Latin Rock von Feinsten / Mix: 40 %, das geht viel viel besser.
Besetzung:
Jose Areas – Timbales, Congas
Dave Brown – Bass
Mike Carabello – Congas
Gregg Rolie – Keyboards, Vocals
Carlos Santana – Lead Guitar, Vocals
Mike Shrieve – Drums
Es handelt sich um eine fast normale Audio-CD, jedoch sind nicht zwei Stereo Kanäle als unkomprimierter 16bit, 44.1kHz Stream darauf gespeichert, sondern ein Mehrkanal DTS komprimierter Stream. Leider steht sehr oft kein Hinweis in der Betriebsanleitung, ob der Player diese Scheibe abspielen kann. Meiner kann es. Die meisten DVD- bzw. Blurayplayer haben einen DTS Decoder eingebaut und sind damit prinzipiell geeignet. Auch besteht oft die Möglichkeit, den rohen Bitstrom per Digitalausgang an einen Receiver mit DTS Decoder auszugeben und von diesem dekodieren zu lassen. Eine Abspielgarantie ist das allerdings nicht…
Vorhandene Tonformate:
DTS 20-bit 5.1 Surround
Einfach einlegen
Keins
Anspieltipp:
Oye Como Va, Se A Cabo
Klasse Album, schlechter Sound und schlechter Mix
Pros / Cons:
+ Einfach einlegen wie eine CD (wenn der Player das Format abspielen kann)
– Sound und Mix sind nicht wirklich gut
GESAMTWERTUNG: 55 %
Erläuterungen zur Bewertung
DTS-CD: Nur noch gebraucht, ca. 20 … 99 EUR.
Stand: 17.10.2020
Links:
Webseite von Santana
Es gibt mittlerweile von den ersten 3 Alben und dem Livealbum Lotus von Santana die originalen quadrophonischen Abmischungen auf SACD. Diese klingen sehr gut. Sind jedoch als japanische 7inch Papersleeve Ausgaben rar und teuer. Lohnt sich aber.