Pink Floyd – Atom Heart Mother (Quad-Mix)
Erscheinungsjahr 1970 | Blu-ray Disc / DVD | Progressive Rock
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Als Pink Floyd Mitte der 90er Jahre gerade ihre Division Bell Tour beendeten, begannen erste Pläne für ein Anthology Projekt. Man wollte die Archive durchforsten und schauen, was man an Musik- und Filmaufnahmen aus der langjährigen Karriere der Band veröffentlichen könnte. Gerade aus den Anfangstagen der Band, den psychedelischen 60er Jahren, fanden sich überraschend viele TV Auftritte und Radio Mitschnitte, sodass man den Eindruck gewinnen konnte, die Band wäre damals fast täglich Thema in den Medien. Die Qualität der Aufnahmen war nicht immer optimal und da klar war, dass man wohl nur einmal die Gelegenheit hätte, die Geschichte der Band entsprechend aufzubereiten, entschied man sich, die bestmögliche Qualität zu bekommen, die möglich war. Archive wurden jahrelang durchforstet, alles wurde penibel restauriert und schließlich wurde nach 22 Jahren das Anthology Projekt veröffentlicht. THE EARLY YEARS 1965-1972 erschien im November 2016 in einer sehr teuren (400 Euro) Box mit 27 Silberlingen, bestehend aus CDs, DVDs und Blu-rays. Einige Monate später erschien das meiste davon in sechs Einzel-Boxen, die jeweils nur noch 40 Euro kosteten. Und wiederum einige Monate später gab es diese Boxen für unter 20 Euro, die mich zuschlagen ließen.
Was das Ganze mit Surroundmixen zu tun hat? Auf einer dieser Boxen mit dem Namen 1970 DEVI/ATION befindet sich auf der beiliegenden DVD und Blu-ray der Quadrophonie Mix von ATOM HEART MOTHER, dem Album, das Pink Floyd 1970 herausbrachten. Es dürfte eines dieser Alben sein, bei denen das Cover bekannter sein dürfte als die Musik. Für die Nachwelt dürfte Pink Floyd vor allem wegen The Dark Side Of The Moon und The Wall bekannt sein, aber das Cover mit der Kuh auf der grünen Wiese dürfte wohl jeder schon mal irgendwo gesehen haben. Das Cover der 1970 DEVI/ATION Box kommt freilich ohne Kuh aus und hat statt dessen ein Muster, welches in ähnlicher Weise auch die anderen Boxen ziert.
Tracklist:
1 Atom Heart Mother – 23:39
2 If – 4:30
3 Summer ’68 – 5:28
4 Fat Old Sun – 5:23 min
5 Alan’s Psychedelic Breakfast – 13:00
Gesamtdauer: 52:07
1970 befand sich die Band in einer Findungsphase. Von dem psychedelischen Sound der 60er Jahre wollte man sich entfernen und stattdessen die Experimentierfreudigkeit in eine andere Richtung lenken. Bei einem längeren instrumentalen Stück, welches in Konzerten gespielt wurde, wusste die Band nicht, wie sie es weiterentwickeln sollte und bat den britischen Soundkünstler Ron Geesin es zu orchestrieren. Dieser schrieb Partituren für Bläser, Streicher und einen Chor und so entstand das erste Stück von Pink Floyd, welches sich über die komplette erste Plattenseite erstreckte. Die zweite Seite besteht aus drei kürzeren Songs, die abwechselt von Roger Waters, Rick Wright und David Gilmour geschrieben wurden und ziemlich eingängig sind. Abgeschlossen wird das Album mit Alan’s Psychedelic Breakfast, welches zum großen Teil aus einem Hörspiel besteht und Alan beim Frühstücken zeigt (hört!).
Wertung: 84 %
Besetzung:
Roger Waters – bass guitar, acoustic guitar, vocals, tape effects, tape collages
David Gilmour – guitars, vocals, bass, drums
Rick Wright – keyboards, vocals
Nick Mason – drums, percussion
Pink Floyd experimentierten schon früh auf Konzerten mit Surround Sound und so war es folgerichtig, dass man bei dem sich gerade entwickelnden Quadrophonie Sound ein Wörtchen mitreden wollte. Aus dem Grund hat man sich dazu entschieden ATOM HEART MOTHER in Quadrophonie aufzunehmen. Offensichtlich war man von der neuen Technologie so sehr überzeugt, dass man dachte, dass Stereo in wenigen Jahren eine untergeordnete Rolle spielen wird. Jedenfalls dürfte der Quadrophonie Mix von ATOM HEART MOTHER der definitive Mix sein, da ursprünglich angedacht war, dass das Album in der Form gehört werden sollte.
Wunderdinge sollte man von dem Quadmix aber nicht erwarten. Alles steckte noch in den Kinderschuhen und man wusste noch nicht genau, wohin die Reise gehen sollte. Das macht sich vor allem im Stück Summer ’68 deutlich, was sich etwas unausgewogen anhört. Auch If, der erste Song auf der zweiten Plattenseite klingt etwas gewöhnungsbedürftig. Hier wurde eine Akustikgitarre sehr präsent und gleich laut in alle vier Kanäle gesetzt, während der Gesang nur von vorne kommt, was nicht wirklich authentisch klingt.
Alan’s Psychedelic Breakfast besteht aus Sound Collagen, bei denen man Alan (einen Roadie der Band) beim Frühstücken hören kann, die immer mal wieder mit etwas Musik unterbrochen werden. Hier hätte ich angenommen, dass im Mix Alans Küche (was in Wirklichkeit die Küche von Nick Mason war) 1:1 im Raum abgebildet wird, eben so, als wäre man mitten drin. Stattdessen sind die Geräusche aus Stimmen, Mampfen, tropfenden Wasserhähnen und Feuer knistern dann doch zu sehr durcheinander. Man muss dem aber zu Gute halten, dass es dennoch sehr interessant klingt und vermutlich wollte man so das Psychedelische herausarbeiten.
Das Highlight des Albums in musikalischer Hinsicht, wie auch in Betrachtung des Mixes, ist aber ganz klar das lange Titelstück. Den Surroundmix, den man hier zu hören bekommt, würde man vermutlich heute nicht viel anders machen. Lediglich das Schlagzeug klingt an einigen Stellen etwas eindimensional. Die Bläser finden sich weitestgehend hinten, während die Band eher vorne im Raum zu finden ist. Gitarren fliegen teilweise durch den Raum. Was sehr interessant ist, ist ein Gitarrensolo im Abschnitt Funky Dung, welches von hinten links nach hinten rechts geregelt wird, aber nicht so, dass man das Gefühl hat, dass es hinterm Kopf vorbeigeht, sondern vor dem Hörer. Das habe ich so noch nirgends gehört. Der anschließende Teil Mind Your Throats dürfte explizit dafür produziert worden sein, dass man in erster Linie ein Quadrophonie Album aufnehmen wollte. Hier wollte man wohl das Maximum im Mix herausholen. Auch dieser Teil besteht weitestgehend aus Sound Collagen, zumeist aus kurzen Versatzstücken der zuvor gespielten Teile, die scheinbar willkürlich kurz eingeblendet werden und überall im Raum wild aufpoppen und umher schwirren. Das ist nichts, was man sich öfter anhören kann, aber es klingt im Quadmix richtig gut. Im Stereomix dürfte das dagegen der Schwachpunkt des gesamten Albums sein, weil es dort einfach nicht so gut funktioniert.
Wertung: 88 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 4.0
DTS 4.0 (auf der DVD)
Dolby Digital 4.0 (auf der DVD)
Da ATOM HEART MOTHER in 4.0 Audio-Only-Bonus auf der DVD bzw Blu-ray ist, muss man zum Anhören etwas im Menü navigieren. Es gibt aber schlimmere Menüs. Hier hilft man sich mit: RECHTS RECHTS ENTER ENTER
Abwertung: -2 %
Auf der 1970 DEVI/ATION Box ist der Quadmix von ATOM HEART MOTHER eher der Bonus. Auf zwei CDs finden sich Live Aufnahmen und BBC Sessions und der Soundtrack zum Film Zabriskie Point, welcher niemals veröffentlicht wurde. Auf zwei DVDs finden sich neben dem Quadmix noch 140 Minuten diverse Videos von Konzerten die damals fürs Fernsehen produziert wurden. Die Blu-ray beinhaltet die Inhalte der DVDs in besserer Qualität und in HD. Dazu gibt es ein sehr dünnes Büchlein mit kurzem Text zu der Zeit, ein paar Mini-Reproduktionen von Werbeplakaten und einigen Fotos im Buch.
Anspieltipp:
Atom Heart Mother
Einer der ersten Quadmixe, allein deswegen gehört er in jede Sammlung.
Pros / Cons:
+ sehr guter Quadrophonie Mix, mit leichten Schwächen
+ High Resolution auf der Blu-ray (+1 %)
– Albumstart etwas mühsam (-2 %)
GESAMTWERTUNG: 86 %
Erläuterungen zur Bewertung
1970 Devi/ation: Die Einzelbox mit 2 CDs, 2 DVDs und einer Blu-ray gibt noch ohne Probleme für unter 30 Euro.
Komplette Box Early Years: Das komplette Paket mit 10 CDs, 9 DVDs, 8 Blu-rays und und 5 Vinyl-Singles gibts immer noch ab 400 € aufwärts
Stand: 10.05.2018
Links:
Offizielle Seite von Pink Floyd