David Gilmour – Rattle That Lock


Erscheinungsjahr 2015 | Blu-ray / DVD | Rock

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Pink Floyd Gitarrist David Gilmour veröffentlichte im September 2015 sein viertes Solo-Album mit dem Titel RATTLE THAT LOCK. Dass er daran arbeitete wurde bereits bekannt, bevor Pink Floyd sein Album THE ENDLESS RIVER ankündigte. Gilmour und seine beteiligten Musiker arbeiteten zum Teil parallel an beiden Alben. Dadurch war es möglich, an THE ENDLESS RIVER im Geheimen zu werkeln und es mit einem Paukenschlag anzukündigen.

Für die meisten Texte war Schriftstellerin Polly Samson verantwortlich, die mit David Gilmour verheiratet ist. Sie ließ sich unter anderem von John Miltons Paradise Lost inspirieren.

RATTLE THAT LOCK erschien neben einer normalen CD- und Vinylversion auch in zwei Deluxe Ausgaben, die entweder eine Blu-ray oder DVD mit dem Surroundmix von Andy Jackson und David Gilmour enthalten. Diese Deluxe Ausgaben verdienen den Namen Deluxe, denn neben den beiden Silberlingen finden sich in der kleinen Box zwei kleine Bücher (das Booklet zum Album und eine gebundene Ausgabe des zweiten Teils von Paradise Lost), sowie weitere Devotionalien wie Miniposter, Postkarten und sogar ein David Gilmour Plektrum. Diese Rezension bezieht sich auf die Blu-ray Ausgabe, die DVD-Version sollte aber keine relevanten Änderungen haben, außer das diese keine hochauflösenden Tonformate bietet.


Tracklist:

1  5 A.M. – 3:04
2  Rattle That Lock – 4:55
3  Faces of Stone – 5:32
4  A Boat Lies Waiting – 4:34
5  Dancing Right in Front of Me – 6:11
6  In Any Tongue – 6:46
7 Beauty – 4:28
8  The Girl in the Yellow Dress – 5:25
9  Today – 5:55
10  And Then… – 4:27

Gesamtdauer: 51:28


Die Musik:

David Gilmour macht mit RATTLE THAT LOCK da weiter wo er einige Jahre zuvor mit seinem dritten Album ON AN ISLAND von 2006 aufgehört hat. Mit Pink Floyd hat das Ganze nur am Rande zu tun, wer etwas in dieser Richtung erwartet, dürfte am Ende wohl enttäuscht sein. Auf dem Album geht es weitestgehend ruhig und entspannt zu, die atmosphärischen Klangmalereien werden von Gilmours Gesang und Gitarrenkünsten in gewohnter Qualität unterstützt. Es finden sich Blues-, Jazz und Country-Elemente auf dem Album. Unterstützt wird Gilmour von einer illustren Schar an Gästen wie Graham Nash und David Crosby, sowie einem Orchester. Für die Orchestrierungen war der polnische Komponist Zbigniew Preisner verantwortlich, der seit dem Live Album LIVE IN GDANSK mit David Gilmour zusammenarbeitet. Etwas unglücklich ist die Tatsache, dass eine Vielzahl der Lieder auf RATTLE THAT LOCK ausgefaded wird, was hier stellenweise so klingt, als würde man nur einen Ausschnitt eines Liedes hören und nicht alles.

Wertung: 76 %


Besetzung:

David Gilmour – lead vocals, guitars, keyboards, piano, Hammond organ, electric piano, bass guitar, bass harmonica
Jon Carin – electric piano
David Crosby – backing vocals
Graham Nash – backing vocals
Danny Cummings – percussion
Steve DiStanislao – drums, percussion, backing vocals
Roger Eno – piano
Martin France – drums
Gabriel Gilmour – piano
Jools Holland – piano
Damon Iddins – accordion, calliope keyboard
Rado Klose – guitar
Chris Laurence – double bass
The Liberty Choir – backing vocals
Phil Manzanera – Hammond organ, keyboard elements, acoustic guitar
Louise Marshall – backing vocals
Andy Newmark – drums
Eira Owen – French horn
John Parricelli – guitar
Mica Paris – backing vocals
Guy Pratt – bass guitar
Mike Rowe – electric piano
Polly Samson – backing vocals
Yaron Stavi – bass guitar, double bass, backing vocals
Colin Stetson – saxophone
Robert Wyatt – cornet
Zbigniew Preisner – orchestration


Der Surroundmix:

Das Album beginnt mit einem ruhigen Instrumental, unterlegt mit einem unaufdringlichen Orchester. Dieses wurde im Mix in den gesamten Raum gelegt. Während vorne David Gilmour sein Solo auf der E-Gitarre spielt, zupft eine Western Gitarre rechts hinten einige Akkorde, wenig später setzt hinten links eine Orgel ein.

Das Titelstück des Albums beginnt mit einem Jingle, welches die französische Eisenbahn SNCF auf Bahnhöfen für Ansagen verwendet. Dieses wandert zunächst im Intro durch den Raum. Als wenig später die Band einsetzt, spielt hinten rechts eine E- Gitarre einige funkartigen Riffs und hinten links kommen perkussive Sounds einer Hammondorgel. Sehr gut gefällt mir der Bass-Sound bei diesem Stück. Auch die Verteilung der vielen Instrumentenspuren weiß zu überzeugen, hier kann man wirklich immerzu was Neues entdecken.

Faces of Stone ist eine ruhige Nummer, die zunächst mit einigen sanften Klaviertupfern aus dem hinteren rechten Bereich beginnt, während eine Orgel im vorderen linken Raum zu hören ist. Der eigentliche Song startet dann mit einer akustischen Gitarre vorne rechts. Hinten rechts erklingt wenig später ein französisches Horn. Interessant ist, wie sich hier verschiedene unterstützende Sounds, wie einzelne Gitarrenakkorde, Zirkusorgel und Percussion gegenseitig im Raum abwechseln. Ein Arrangement wie gemacht für Musik in 5.1.

A Boat Lies Waiting beginnt ebenfalls sehr zerbrechlich und spielt sich im Intro hauptsächlich im Hintergrund ab. Hier wechseln sich zarte Klavierakkorde und Slideguitar ab. Später setzt ein weiteres Klavier im vorderen Bereich ein und im Rest des Raumes erklingen diverse maritime Geräusche. Kurz bevor der Gesang einsetzt, kann man für einen Augenblick den 2008 verstorbenen Pink Floyd Keyboarder Rick Wright im linken hinteren Lautsprecher sprechen hören. Gesanglich unterstützt wird Gilmour von keinen geringeren als David Crosby und Graham Nash. Die einzelnen Gesangsparts sind hier über alle Kanäle gelegt, sodass man jede einzelne Gesangsspur raushören kann.

Dancing Right in Front of Me lässt durch ein kleines jazziges Intermezzo aufhorchen, bei dem für einige Takte die Instrumentierungen heruntergeschraubt werden. Stattdessen teilen sich zwei Gitarren die hinteren Kanäle, während in den vorderen Kanälen Schlagzeug und Kontrabass erklingen.

Any Tongue ist ein Titel, der noch am ehesten mit Pink Floyd zu vergleichen ist und etwas an Comfortably Numb erinnert. Musikalisch gefällt es mir sehr gut und ist eines der Highlights des Albums, der Surroundmix macht hier aber eine kleine Verschnaufpause, es klingt etwas weniger beeindruckend als die vorangegangenen Stücke. Sehr schön sind allerdings auch wieder die Gitarrentupfer aus den hinteren Lautsprechern.

Beauty ist ein weiteres Instrumental und könnte so auch auf Pink Floyds THE DIVISION BELL vorhanden sein. Wieder finden wir hier die typische Aufteilung: Hinten rechts Klavier, hinten links E-Gitarre. Im vorderen Bereich stoßen weitere Gitarren und Keyboards hinzu. Das später einsetzende Schlagzeug und die Percussions kommen schließlich aus allen Rohren. Schade das auch hier, wie fast immer im Album der Song mit einem Fadeout abschließt statt mit einem echten Ende auskomponiert zu werden.

Das gesamte Album hat surroundmäßig allerhöchstes, referenzartiges Niveau. The Girl in the Yellow Dress legt da noch eine Schippe drauf. Diese Barjazz-Nummer ist für mich das absolute Highlight des Albums. Unfassbar präsent klingen die Instrumente hier, als wäre die Jazzband im Wohnzimmer. Hier spielt sich sehr viel in den Rears ab, sei es Klavier, zwei Gitarren, ein Kornett und das Saxophon, welches auch im Text eine große Rolle spielt. Dieses Saxophon erklingt in der zweiten Hälfte aus dem rechten Rear und hat es mir regelrecht angetan. Es klingt in jedem einzelnen Ton so unfassbar plastisch, als wäre keine Aufnahme auf einem Album sondern wirklich live im Zimmer. Ein Gläschen besten Single Malt dazu und genießen! Alleine dieser Sound des Instruments ist den Kauf dieses Surroundmixes wert! Man will da am liebsten den rechten hinteren Lautsprecher als Kopfkissen nutzen…

Today beginnt mit Orgel und räumlichen, mit einigen Effekten versetzten Chorgesang, bevor im Hauptteil eine eher poppigere Nummer gespielt wird, welche aus verschiedenen E-Pianospuren besteht. Im Vergleich zu der Übernummer davor, fällt hier der 5.1-Mix wieder etwas ab, was aber nur an dem Mädchen im gelben Kleid und dem Saxophonspieler liegen kann. Auf fast jedem anderen Album wäre auch dies hier ein Highlight.

Das Album wird abgeschlossen von einer letzten Instrumentalnummer die eine deutliche musikalische Verbindung zum ersten Stück des Albums besitzt, in dem die Hauptmelodie des Solos identisch ist. Im Vergleich zur Instrumentierung des ersten Stückes Five A.M. ist And then… durch Einsatz von Schlagzeug deutlich rhythmischer. Auch hier wird der Song durch eine feine Orchestrierung unterstützt. Die finalen Klänge des Albums bestehen schließlich aus Lagerfeuerknistern aus den hinteren Lautsprechern.

Wertung: 96 %


Vorhandene Tonformate:
DTS-HD Master Audio (96 kHz / 24 bit) 5.1
PCM (96 kHz / 24 bit) 5.1
PCM (96 kHz / 24 bit) Stereo

Album starten:

Man kann das Album auf der Blu-ray durch zweimaliges Drücken der Entertaste starten, allerdings muss man anschließend noch per Audio-Taste den Surroundmix auswählen. Das Auswählen der Tonspur im Menü ist ohne eine visuelle Hilfe mit TV-Gerät fast unmöglich, denn man muss die Schritte, die man zum Ton-Menü macht, anschließend wieder zurückgehen, um das Album auch starten zu können. Das würde folgende Tastenkombination bedeuten:

DOWN DOWN ENTER DOWN ENTER ENTER UP UP ENTER ENTER

Das erste Enter öffnet das Ton-Menü, das zweite Enter wählt DTS HD Master als Tonspur aus, das dritte Enter schließt das Ton-Menü, das vierte Enter öffnet das Album-Menü, und das fünfte und letzte Enter startet das Album.

Das muss leider mit -3 Prozentpunkten Abwertung der Gesamtnote bestraft werden (Mittelwert aus Audiotasten-Weg und Ton-Menü-Weg).

Abwertung: – 3%


Bonusmaterial:

Neben den vielen oben erwähnten Zugaben in der Deluxe-Box, bietet auch die Blu-ray einiges neben der Musik in Surroundsound. Unter anderem sind vier Barn Jam Videos vom Januar 2007 enthalten. Hier jammen Gilmour und seine Musiker, dass es eine Freude ist. Unter ihnen ist auch Rick Wright an der Hammond Orgel und dem Klavier zu hören und zu sehen. Es dürften seine letzten Aufnahmen sein. Darüber hinaus gibt es noch mehrere Making Ofs zum Album und zu den animierten Musikvideos, die man anschließend auch in voller Länge sehen kann. Kurzweilig ist auch das Interview mit David Gilmour und Polly Samson auf einem Literaturfestival. Insgesamt bietet die Blu-ray knapp 90 Minuten Videomaterial. Zusätzlich gibt’s noch als Audiospur alternative Versionen einiger Songs, wobei der Youth Mix von Rattle That Lock ganz schön schrullig daherkommt.

Aufwertung: + 3%


Anspieltipp:

The Girl in the Yellow Dress


Fazit:

Musikalisch hat das Album von David Gilmour durchaus einige Längen und man würde sich vielleicht etwas weniger Zurücklehnung und mehr Dampf wünschen. Soundtechnisch und vor allem surroundtechnisch ist das Album aber absolute Referenz. Wenn man wissen will, was Musik im Raumklang bedeutet, muss man sich dieses Album anhören.

Pros / Cons:
+ fantastischer Surroundmix mit fantastischem Klang
+ ein reichhaltiges Buffet an Bonusmaterial (+ 3%)
+ hochauflösende Tonformate auf der Blu-ray-Version (+ 1%)
– Menüführung, was die Auswahl des Surround-Albums angeht, kokolores (- 3%)

 

GESAMTWERTUNG: 91 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

CD / Blu-ray bzw CD / DVD: Sollte beides noch gut für um die 20 Euro zu erwerben sein.

Stand: 25.06.2017

 


Links:

Offizielle Webseite von David Gilmour

 

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