David Bowie – Young Americans
Erscheinungsjahr 1975 | DVD | Soul / R&B
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Nachdem David Bowie 1974 sein Album Diamond Dogs herausbrachte, machte sich bei ihm Enttäuschung breit. Ursprünglich wollte er damals den dystopischen Roman 1984 von George Orwell vertonen, doch Bowie biss bei dessen Witwe bezüglich der Rechte auf Granit. Auf Diamond Dogs gab es stattdessen nur Fragmente der Grundidee (wie die Songs Big Brother und 1984). Um darüber hinwegzukommen beschloss er, dass das nächste Projekt eine Herausforderung werden sollte. Während Disco gerade anfing zu boomen, wollte Bowie in die Ursprünge der Popmusik zurückgehen und ein Album mit R&B und Soulmusik machen, was in den 70er Jahren ein ziemlich drastischer Schritt war. Es war nicht üblich, dass ein weißer Engländer mit schwarzer, amerikanischer Musik kokettierte.
Die ersten Aufnahmen zum neuen Album fanden bereits während einer Tourpause der Diamond Dogs Tour in den USA statt. Das meiste wurde live im Studio aufgenommen und Bowie verpflichtete viele Musiker aus der Soul und Funkszene wie Luther Vandross und Andy Newmark. Später kam in New York ein gewisser John Lennon zu Besuch und verewigte sich mit seiner Teilnahme auf zwei Songs des Albums.
2007 erstellte Tony Visconti, Bowies langjähriger Produzent, den Surroundmix für eine Special Edition. Dieser erschien auf der Bonus-DVD (siehe Foto).
Tracklist:
1 Young Americans – 5:10
2 Win – 4:44
3 Fascination – 5:43
4 Right – 4:13
5 Somebody Up There Likes Me – 6:30
6 Across the Universe – 4:30
7 Can You Hear Me? – 5:04
8 Fame – 4:12
9 John, I’m Only Dancing Again – 6:57
10 Who Can I Be Now? – 4:36
11 It’s Gonna Be Me – 6:27
Gesamtdauer: 58:52
Plastic Soul bezeichnete David Bowie die Musik auf dem Album. Die Kritiker waren seinerzeit nicht alle begeistert und so wurde YOUNG AMERICANS teilweise als völlig misslungen bezeichnet. Mit den Jahren änderte sich diese Meinung aber grundlegend. Beginnend mit diesem Album konnte man bei einer neuen Veröffentlichung von David Bowie nie wissen, was einen auf einem neuen Album erwartet.
YOUNG AMERICANS bietet eine tolle Mischung aus Soul, R&B und Funk, was zur Entstehungszeit nicht mit den großen schwarzen Bands dieser Zeit mithalten konnte, aber immer noch qualitativ meilenweit von heutigen Veröffentlichungen aus diesem Genre sein dürfte. Darüber hinaus findet sich noch eine Coverversion des Beatles-Klassikers Across the Universe (damals erst 5 Jahre alt), an dem auch John Lennon beteiligt war. Das wirkt auf dem Album aber wie ein Fremdkörper.
Wertung: 81 %
Besetzung:
David Bowie – vocals, guitar, keyboards
Carlos Alomar – guitars
Mike Garson – piano
David Sanborn – saxophone
Willie Weeks – bass guitar
Andy Newmark – drums
Larry Washington – conga
Pablo Rosario – percussion
Ava Cherry – backing vocals
Robin Clark – backing vocals
Luther Vandross – backing vocals, vocal arrangements
John Lennon – vocals, guitar
Earl Slick – guitar
Emir Ksasan – bass guitar
Dennis Davis – drums
Ralph MacDonald – percussion
Jean Fineberg – backing vocals
Jean Millington – backing vocals
Der Surroundmix von YOUNG AMERICANS klingt weitestgehend wie aus einem Guss. Man stellt schnell fest, dass die Instrumente über das gesamte Album ihren angestammten Platz im Raum haben. Wie oben erwähnt wurde das meiste live im Studio eingespielt und es scheint als hätte Tony Visconti die damalige Positionierung der Band im Studio auf den Mix übertragen wollen. Percussions und Hintergrundgesang finden sich häufig in den hinteren Kanälen wieder. Auch Streicherarrangements wurden in das hintere Drittel verlegt. Der Rest der Band und David Bowie finden dagegen weitestgehend vorne ihren Platz. Es gibt aber auch einige Ausnahmen. Funky Gitarrenriffs und Saxophonparts verirren sich auch hin und wieder hinter den Hörer. Das Ganze klingt nicht sehr spektakulär, aber so kommt tatsächlich eine Art Live-Feeling im heimischen Wohnzimmer auf.
Etwas aus der Rolle fällt dagegen die Beatles-Covernummer, die ja auch schon musikalisch nicht so wirklich zum schwarz angehauchten Rest passt. Hier ist Bowies Gesang relativ diffus im gesamten Raum zu hören, während im Hintergrund auch Klavier und Akustikgitarre positioniert wurden. Der Mix passt nicht so richtig zum Mix der anderen Stücke, was vermutlich aus dem Grund so gemacht wurde, um den Song vom Rest noch weiter abzugrenzen, als er es musikalisch schon war. Bei diesem Song sind auch John Lennon und andere Musiker beteiligt. Das ist bei Fame auch der Fall. Doch Fame dürfte surroundtechnisch das Highlight auf dem Album sein. Das ist ein ziemlich schräges, funky-artiges Stück. Hier passiert eine ganze Menge in den hinteren Kanälen, der Song ist durchsetzt mit einigen Stimmeffekten, sodass Instrumente und Gesang sich auch teilweise im Raum bewegen.
Abschließend muss noch erwähnt werden, dass die Soundqualität des Albums für Aufnahmen von 1974/75 exzellent ist. Es klingt alles sehr organisch und fein aufgelöst und das, obwohl man es hier mit einer normalen DVD als Medium zu tun hat, die keine Auflösung für Freunde des audiophilen bietet.
Wertung: 88 %
Vorhandene Tonformate:
DTS 96/24 5.1
Dolby Digital 5.1
LPCM 96/24 Stereo
Das DVD-Authoring ist Mist. Zum einen kann man das Album zunächst nur in PCM-Stereo starten, was sich über die Audiotasten nicht umschalten lässt. Und zum anderen ist das Menü zu verschachtelt, um den Surroundmix ohne TV-Sehhilfe starten zu können. Um es in DTS abspielen zu können, ist eine längere Tastenkombination notwendig:
DOWN > DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > DOWN > ENTER > ENTER
Abwertung: -5 %
Neben dem Surroundmix gibt es auf der DVD noch einen ca 25 Minuten langen TV-Mitschnitt von 1975 aus der Dick Cavett Show mit zwei live gespielten Stücken und einem Interview von Dick Cavett mit Bowie. Einen, wenn auch tricktechnisch veränderten Ausschnitt einer Dick Cavett Show dürfte jeder schon mal gesehen haben, und zwar im Film Forrest Gump, als Tom Hanks neben John Lennon gesetzt wurde.
Aufwertung: +1%
Anspieltipp:
Fame
Guter Surround Mix eines für David Bowie wegweisenden Albums.
Pros / Cons:
+ Guter bis sehr guter Surroundmix
+ Sehr guter Klang für ein Album von 1975
+ Historischer TV-Mitschnitt als Bonus (+1%)
– DVD-Authoring eines David Bowie unwürdig (-5%)
GESAMTWERTUNG: 82 %
Erläuterungen zur Bewertung
DVD: Eine der Veröffentlichungen, die einer Wertanlage gleichkommen. Gebrauchtpreise beginnen ab ca 70 Euro.
Stand: 18.06.2018
Links:
Offizielle Webseite von David Bowie