Jónsi – First Light
Erscheinungsjahr 2024 | STREAMING | Ambient
Eine Dolby Atmos Streaming Review
Mit FIRST LIGHT veröffentlichte Jónsi im August 2024 sein viertes Soloalbum. Das Werk entstand ursprünglich als Soundtrack für ein Golf-Videospiel von EA Sports, entwickelte sich jedoch im Verlauf der Arbeit zu einer eigenständigen musikalischen Vision. Jón Þór Birgisson, der als Sänger, Gitarrist und Komponist der isländischen Band Sigur Rós internationale Bekanntheit erlangte, nutzt das Album, um seine unverwechselbare Klangsprache erneut in einem neuen Kontext zu präsentieren.
Während seine früheren Soloalben – etwa GO oder SHIVER – noch stärker auf Gesang und experimentelle Popstrukturen setzten, ist FIRST LIGHT vollständig instrumental gehalten. Das Album verwebt Klavier, Flöten, Streicher, Glockenspiel und sanft bearbeitete Feldaufnahmen zu einer hellen, klaren Klanglandschaft. Vogelgesang und feine elektronische Details verleihen dem Album eine fragile Natürlichkeit. Besonders die Eröffnungs- und Schlussstücke, Flicker und Flutterby, rahmen das Werk atmosphärisch ein und betonen dessen zyklischen Charakter.
Konzeptionell versteht Jónsi das Album als Gegenentwurf zu den dunkleren Tendenzen der Gegenwart. Entstanden in einer Zeit gesellschaftlicher Unruhe, beschreibt er FIRST LIGHT als eine „utopische Welt, in der alles in Frieden und Harmonie existiert“. Die Musik folgt diesem Leitgedanken konsequent: Anstelle von Spannung oder Dissonanz stehen Ruhe, Licht und Gleichgewicht im Mittelpunkt. Selbst die dramatischeren Stücke wie Cherry Blossom oder Floweret behalten eine ätherische Qualität, die an die ruhigen Passagen von Sigur Rós erinnert, zugleich aber eine eigene, introspektive Klarheit besitzt.
Der Dolby Atmos Mix zu diesem Album kann auf den Streaming Portalen gefunden werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, diesen als Download bei IAA (Immersive Audio Album) zu kaufen.
Screenshot Amazon Music App
Tracklist:
1 Flicker – 4:02
2 First Light – 3:14
3 Green Meadow – 2:16
4 Clearing – 5:57
5 Cherry Blossom – 3:11
6 In Plain View – 1:59
7 Wishful Thinking – 2:03
8 Forest Trill – 3:13
9 Undercurrent – 4:14
10 Willow – 4:06
11 Stillness – 1:38
12 Floweret – 2:52
13 Over The Fence – 3:33
14 Flutterby – 6:05
Gesamtdauer: 48:23
Bereits in den ersten Sekunden des Albums wird deutlich, dass man es hier mit einem sehr immersiven Mix zu tun hat. Oben und hinten flirren schnelle Sequenzerkaskaden umher, während sich vor einem Streicherklänge bis an die Decke auftürmen.
Wie oben bereits erwähnt, ist FIRST LIGHT ein reines Instrumentalalbum, das aus elektronischen Sounds, Streichern und Klavierparts besteht. Das Klavier wurde dabei oft leicht verfremdet, mit einer ordentlichen Portion Hall versehen und etwas gedämpft abgemischt. Hinzu kommen in einigen Stücken Naturgeräusche von Vögeln, teilweise offensichtlich synthetisch erzeugt oder entsprechend bearbeitet.
Besonders interessant ist, wie weiträumig der Atmos-Mix klingt. Häufig entsteht der Eindruck, dass die Klänge außerhalb des Raumes ihren Ursprung haben. Es wirkt fast so, als befinde man sich in einer Hütte oder einem Zelt inmitten der freien Natur, während die Musik die aufkommenden Naturgeräusche beim Sonnenaufgang darstellt – passend zum Titel des Albums. Mit dem Atmos-Mix ist dieser Effekt sehr gelungen umgesetzt. Die Musik wirkt wie in einer Art Bogen oder Kuppel um den Hörplatz herum platziert. Es passiert besonders viel in den Höhenkanälen. Ich kann mich kaum erinnern, ein anderes Atmos-Album gehört zu haben, bei dem die Deckenlautsprecher derart stark eingebunden wurden. Fast könnte man den Mix als Test nutzen, um zu prüfen, ob die Deckenlautsprecher korrekt funktionieren.
Auch seitlich wird man von Klängen umgeben, und auch im Rearbereich gibt es immer wieder diskrete Elemente. Der Fokus liegt jedoch auf den Klängen vorne, seitlich und über dem Hörplatz – eben kuppelförmig, mit dem Blick hinaus in die Natur. Einige Stücke sind mit Beats unterlegt, die aber konsequent vorne bleiben. Im Vergleich zu vielen anderen elektronischen Produktionen wirkt das bewusst konservativ. Eine stärkere Verteilung im Raum hätte die ruhige, friedliche Atmosphäre möglicherweise gestört; so bleiben Rhythmen dezent in das Gesamtbild integriert.
Der Gesamtsound ist überwiegend sehr gut gelungen. Die Weiträumigkeit wird durch gezielten Hall unterstützt, der mir an einigen Stellen jedoch etwas zu stark ausfällt. Insgesamt ist der Mix sehr höhenlastig, was auf die Darstellung von Naturgeräuschen wie Vogelgesang oder Blätterrascheln zurückzuführen ist. Dadurch entsteht ein insgesamt eher dünner Klang, der jedoch im Kontext der musikalischen Intention nachvollziehbar ist.
Anspieltipp:
Flicker, Cherry Blossom
Fazit:
Wie immer aus Island: Interessante Musik und ein interessanter Atmos-Mix.
WERTUNG DOLBY ATMOS MIX: 95 %
Streaming: Den Dolby Atmos Mix von FIRST LIGHT gibt es bei entsprechendem Abo bei Apple Music, Amazon Music Unlimited und Tidal zu hören.
Download: Man kann das Album auch bei Immersive Audio Album als Download (5.1-FLAC und Atmos-MKV und MP4) für 20 Dollar kaufen. Man sollte aber wissen, wie man solche Dateien anschließend auch abspielen kann. Das ist leider alles andere als trivial.
Stand: 13.11.2025
Links:
Offizielle Webseite von Jónsi
Offizielle Webseite von Sigur Rós