Queen – Queen 1


Erscheinungsjahr 1973 | Blu-ray / Streaming | Hard Rock

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Mit dem Erscheinen von QUEEN 1 liegt nun ein weiterer Klassiker in Dolby Atmos vor. Seit dem vergangenen Jahr war das Debutalbum auf Streamingportalen in einer immersiven Abmischung verfügbar. Vor wenigen Wochen folgte die physische Veröffentlichung auf Blu-ray – allerdings nicht mit dem bereits bekannten Atmos-Mix, sondern mit einer überarbeiteten Fassung. Brian May selbst hatte noch Änderungswünsche angemeldet, insbesondere in Bezug auf die räumliche Darstellung. Das überrascht nicht, denn May ist seit Jugendjahren ein ausgewiesener 3D-Enthusiast – nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern auch als passionierter Stereofotograf, der mehrere Bücher mit historischen und eigenen 3D-Aufnahmen veröffentlicht hat, darunter auch ein Queen-Bildband in 3D.

Der Ursprung der Band reicht bis in die späten 1960er Jahre zurück, als Brian May und Tim Staffell die Band Smile gründeten. Mit Roger Taylor am Schlagzeug fand sich schnell ein eingespieltes Trio. Ein früher Fan dieser Formation war Farrokh Bulsara, ein Kunststudent mit großen Ambitionen, der nach dem Ausstieg Staffells 1970 selbst die Rolle des Sängers übernahm. Bulsara, der sich fortan Freddie Mercury nannte, brachte nicht nur seine Stimme, sondern auch eine klare Vision für die Band mit – inklusive eines neuen Namens: Queen.

Vervollständigt wurde die Besetzung 1971 durch John Deacon, der als letzter dazustieß. Der junge Bassist war nicht nur musikalisch, sondern auch technisch versiert und zurückhaltend, ein ruhender Pol im Kontrast zur Energie der übrigen Mitglieder. Mit dieser Formation, die bis zum Tod Mercurys 1991 bestehen sollte, begann die Band an ihrem ersten Album zu arbeiten.

Die ersten professionellen Aufnahmen entstanden Ende 1971 in den De Lane Lea Studios, wo die Band kostenlose Studiozeit im Gegenzug für das Testen der neuen Studiotechnik erhielt. Die dort entstandenen Demos gelten bis heute als besonders lebendig. Die eigentlichen Albumaufnahmen erfolgten 1972 unter deutlich schwierigeren Bedingungen in den Trident Studios – oft nachts, unter eingeschränkten Bedingungen und mit technischen Kompromissen. Die Veröffentlichung ließ auf sich warten: Erst im Juli 1973 erschien das Album in Großbritannien, im September desselben Jahres auch in den USA.

Musikalisch zeigte das Debütalbum bereits viele der Elemente, die Queen später auszeichnen sollten: komplexe Arrangements, mehrstimmige Gesangsharmonien, theatralische Elemente, aber auch Einflüsse aus Hard Rock, Progressive Rock und britischem Psychedelic. Diese Mischung, verbunden mit dem charismatischen Auftreten der Band, legte den Grundstein für eine der einflussreichsten Rockkarrieren der 1970er- und 80er-Jahre. Der neue Atmos-Mix bringt nun viele dieser Details eindrucksvoll zur Geltung – insbesondere die dichte Produktion, die schon damals über konventionelle Rockstrukturen hinausging.

Queen 1 Dolby Atmos Blu-ray


Tracklist:

1 Keep Yourself Alive – 3:47
2 Doing All Right – 4:10
3 Great King Rat – 5:43
4 Mad The Swine – 3:19
5 My Fairy King – 4:08
6 Liar – 6:25
7 The Night Comes Down – 4:24
8 Modern Times Rock ’n’ Roll – 1:48
9 Son And Daughter – 3:22
10 Jesus – 3:45
11 Seven Seas Of Rhye… – 1:15

Gesamtdauer: 42:45


Die Musik:

Musikalisch bewegt sich QUEEN 1 zwischen Hard Rock, frühem Heavy Metal und Progressive Rock. Gleichzeitig sind bereits auf diesem Debüt Anklänge an Folklore, Mythologie und sakrale Themen zu erkennen – etwa in My Fairy King oder Jesus. Diese thematische Vielfalt ist gepaart mit einer auffallend theatralischen Inszenierung, die sich nicht nur in Freddie Mercurys Gesang, sondern auch in der Struktur und Dynamik vieler Songs niederschlägt. Dass Queen sich bewusst gegen elektronische Klangerzeugung entschieden hatten, belegt der explizite Hinweis im Booklet: „…and nobody played synthesizer“.

Bereits hier lassen sich wesentliche Merkmale des späteren Queen-Sounds ausmachen. Brian Mays Gitarre mit ihren orchestralen Arrangements und die mehrstimmigen Chöre tragen ebenso zur Klangidentität bei wie Mercurys ausdrucksstarker Gesang. Dennoch stieß das Album 1973 auf verhaltene Reaktionen: Die Band passte in keine der gängigen Schubladen. Glam-Fans empfanden die Musik als zu komplex, Progressive-Rock-Hörer wiederum als zu pathetisch. In einer Zeit, in der sich Genres zunehmend ausdifferenzierten, blieb Queen ein Fremdkörper.

Trotz gemischter Kritiken und ausbleibender kommerzieller Erfolge legte das Album den Grundstein für die weitere Entwicklung. Die Band präsentierte sich von Anfang an mit großem Selbstbewusstsein, sowohl musikalisch als auch visuell. Der Bombast, der Queen später so erfolgreich machte, war bereits spürbar vorhanden – wenn auch noch nicht vollständig ausgeformt. Freddie Mercurys Stimme klang schon auf diesem Debüt bemerkenswert souverän, auch wenn sie in technischer Hinsicht später noch an Präzision gewinnen sollte.

Im Vergleich zum Originalalbum enthält die Neuauflage einen zusätzlichen Titel: Mad the Swine. Der Song wurde 1973 zwar aufgenommen und war ursprünglich zwischen Great King Rat und My Fairy King vorgesehen, wurde aber nicht auf das Album genommen. Grund dafür war ein Streit zwischen der Band und Produzent Roy Thomas Baker über den Drum-Sound, mit dem man unzufrieden war. Erst 1991 erschien der Titel als B-Seite der Headlong-Single, später auf verschiedenen Kompilationen.

Wertung: 81 %


Besetzung:

Freddie Mercury – lead vocals, piano, Hammond organ, backing vocals
Brian May – electric guitar, acoustic guitar, backing vocals, piano
Roger Taylor – drums, percussion, lead vocals (Modern Times Rock’n’Roll), backing vocals
John Deacon – bass guitar

John Anthony – backing vocals


Der Surroundmix:

Zur neuen Abmischung des Queen-Debütalbums gibt es durchaus kontroverse Meinungen. Einige Fans beklagen, dass es deutlich anders klingt als das Original. Immerhin trägt die Neuauflage jetzt den Titel QUEEN 1 – die Ziffer gab es früher nicht. Ein klares Zeichen dafür, dass es sich um eine aktualisierte Version handelt. Außerdem wurde wie erwähnt Mad the Swine ergänzt, wodurch für viele die Trackreihenfolge nicht mehr stimmt und vertraut ist.

Ich muss zugeben, dass mir Änderungen nicht aufgefallen sind – was daran liegt, dass ich das Album, obwohl ich es seit etlichen Jahren auf LP habe, viel zu selten gehört habe. Aber ich kann verstehen, wenn langjährige Fans sich an solchen Eingriffen stören. Auch ich bin selten begeistert, wenn bei meinen Lieblingsalben zu viel am Mix gedreht wird.

Andererseits sprechen wir hier von einer Band, genauer gesagt von den verbliebenen Mitgliedern Brian May und Roger Taylor, die das Album jetzt so präsentieren wollten, wie sie es ursprünglich beabsichtigt hatten. Dass ihnen das Projekt am Herzen lag, zeigt sich auch daran, dass Brian May nachträglich noch Änderungswünsche am Atmos-Mix äußerte – weil er bei der ersten Abmischung aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte. Klanglich überzeugt das Album in dieser neuen Fassung. Es klingt frischer, aber nicht glattproduziert. Die typische 70er-Jahre-Rauheit ist geblieben – und das macht es für mich weiterhin authentisch.

Queen 1 Dolby Atmos Blu-ray

Was den Dolby-Atmos-Mix betrifft, war eigentlich klar, wo hier der Fokus liegen würde: Gitarren und Chorgesang. Und die werden über das ganze Album hinweg üppig im Raum verteilt. Gitarren erklingen in verschiedensten Klangfarben – mal vorn, mal hinten, seitlich oder über dem Kopf. Erst durch diese Abmischung wird einem bewusst, wie viele Spuren Brian May hier tatsächlich aufgenommen hat. Während die restlichen Bandmitglieder längst ihr Feierabendbierchen im Pub genossen, hat er vermutlich noch stundenlang Gitarren geschichtet.

Riffs tauchen hinten links und rechts auf, oft leicht variiert. Weitere Gitarrenspuren füllen das Panorama – vorne, seitlich, im Raum verteilt. Soli werden gerne etwas höher positioniert, sind oft auch hinten links und rechts zu hören, vor allem wenn mehrere Gitarren im Dialog stehen. Manche Gitarren fliegen auch durch den Raum – von vorn nach hinten, links oder rechts, teils sogar über Kopf. Wahrscheinlich waren es gerade diese Elemente, die Brian May nachträglich noch optimieren wollte. Trotzdem bleibt alles im Rahmen – nichts wirkt übertrieben oder künstlich.

Der Chorgesang ist reichlich vorhanden und meist hinten und leicht erhöht positioniert. Es gibt aber auch Passagen, in denen Stimmen deutlich von oben kommen. Das gilt auch für den Leadgesang, der häufig etwas angehoben im Raum steht.

Auch Klavierparts sind auf dem Album zu hören – meist hinten oder seitlich, gelegentlich ebenfalls etwas höher im Raum platziert. Schlagzeug und Percussion unternehmen hin und wieder ebenfalls kleine Ausflüge an die Decke. Der Bass hingegen bleibt geerdet – wie es sich gehört.

Insgesamt bekommt man hier einen ausgesprochen immersiven Mix geboten, der Rear- und Höhenkanäle konsequent nutzt. Vor allem My Fairy King zeigt, wie viel sich im Raum verteilen lässt – ein echtes Highlight in Sachen Dolby Atmos.

Wertung: 95 %


Vorhandene Tonformate:
Dolby Atmos
LPCM 2.0

Album starten:

Das Album startet auf der Blu-Ray per Enter in Dolby Atmos. Perfekt.


Bonusmaterial:

Auch wenn man zum Start den Fernseher nicht einschalten muss, es lohnt sich, dies doch zu tun. Über die gesamte Albumlänge findet eine Kamerafahrt über unzählige Fotos, Plattencover, Songtextseiten statt. Mir ist nicht aufgefallen, dass sich da was wiederholt hätte. Außerdem sind auf der Blu-ray die Backing Tracks in Stereo enthalten, also das Album ohne Gesang. Der nächste Karaoke-Abend kann kommen.

Aufwertung: 1 %


Anspieltipp:

My Fairy King


Fazit:

Sehr guter Dolby Atmos Mix des Erstlingwerks von Queen. Darf gerne so weitergehen.

Pros / Cons:
+ Sehr guter Dolby Atmos
+ Backing Tracks sind auch enthalten, dazu eine schön animierte Bilderschau (+1%)
+ High-Resolution Sound auf Blu-ray (+1%)
+ Startet in Atmos

 

GESAMTWERTUNG: 93 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Blu-ray: Die Blu-ray wurde im Juni veröffentlicht und sollte noch für ca. 25 Euro erhältlich sein.

Streaming: Den Atmos Mix von QUEEN 1 gibt es außerdem bei Apple, Amazon und Tidal zu hören. Ich weiß allerdings nicht, ob er hier inzwischen durch den neuen ersetzt wurde.

Stand: 31.07.2025


Links:

Offizielle Webseite von Queen

Brian Mays zweites Standbein – die 3D-Fotografie

 

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