ELP – Tarkus
Erscheinungsjahr 1971 | Blu-ray Disc | Progressive Rock
Springen zu: Musik | Surroundmix | Albumstart | Bonusmaterial | Fazit | Verfügbarkeit
Emerson Lake & Palmer, kurz ELP, gehören neben Genesis, Yes und King Crimson zu den großen vier Bands, die Anfang der 70er Jahre den Progressive Rock prägten. ELP gelten zudem als eine der ersten Supergruppen, da deren Mitglieder bereits zuvor in bekannten Bands spielten. Keyboarder Keith Emerson war bei The Nice, Bassist und Sänger Greg Lake bei King Crimson und Carl Palmer bei Atomic Rooster. Letzterer wurde dann nach der zwischenzeitlichen Auflösung von ELP in den 80ern Schlagzeuger bei einer weiteren Supergroup: Asia setzte sich wiederum aus Mitgliedern von Yes und King Crimson zusammen.
ELP besitzt in der Rockwelt aus zweierlei Sicht eine Art Sonderstatus: Sie haben zum einen keinen Gitarristen. Die wenigen Gitarrenparts spielt Bassist Lake und das virtuose Keyboardspiel von Keith Emerson übernimmt hier die musikalische Gesamtleitung. Außerdem kokettieren ELP stark mit der klassischen Musik und haben zahlreiche klassische Klassiker (!) rockfähig gemacht, unter anderem die Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgsky, die sie auf ihre eigentümliche Weise live dargeboten haben und kurz nach TARKUS (welches hier besprochen wird) als Live-LP 1971 veröffentlichten. Aufgrund dessen (keine Gitarre, klassische Anleihen) gelten ELP auch als ziemlich schwere Kost und ich gebe zu, dass ich selber auch im Idealfall zu einer anderen Platte greife und ELP nur höre, wenn ich mal in Gedudel-Stimmung bin.
TARKUS ist das zweite Studioalbum der Band und erschien im Juni 1971. Es erreichte in England die Spitzenposition und in Deutschland Platz 4. Die erste LP Seite besteht komplett aus dem ca. 20 Minuten langen Titelstück, die B-Seite setzt sich zusammen aus sechs kurzen Stücken. Steven Wilson (wer sonst) machte 2012 einen 5.1-Mix daraus, der auf DVD erschien und naturgemäß relativ schnell nicht mehr zu fairen Konditionen zu bekommen war. Im letzten Jahr, 2017, erschien schließlich eine Komplettbox, bestehend aus allen Studioalben (in CD-Format), Livemitschnitten, einer Live LP, zwei Vinyl-Singles und einer Blu-ray, die insgesamt 4 Surroundmixe enthält. Mehr dazu hier. Diese Box erschien in Gedenken an Keith Emerson und Greg Lake, die zu den Musikern gehörten, die 2016 zum Jahr des großen Rockstar-Sterbens machten.
Tracklist:
1 Tarkus – 20:35
2 Jeremy Bender – 1:46
3 Bitches Crystal – 3:55
4 The Only Way [Hymn] – 3:48
5 Infinite Space [Conclusion] – 3:18
6 A Time and a Place – 2:57
7 Are You Ready Eddy? – 2:10
8 Oh, My Father – 4:07
Gesamtdauer: 42:47
Was sich durch die gesamte Diskographie von ELP zieht, ist die Tatsache, dass die Studioalben immer ein großes Auf und Ab an musikalischer Qualität mit sich bringen. Da gibt es große Stücke und dann wieder Stücke die anscheinend noch schnell gemacht werden mussten, um den Platz auf der Platte zu füllen. So klingt auch TARKUS. Das 20 minütige Titelstück ist ein Meisterwerk des Progressive Rock, die restlichen Songs sind dagegen weitestgehend ein bunter Blumenstrauß an Lückenfüllern. Das Stück Tarkus besteht aus insgesamt sieben Teilen, die abwechselnd Instrumental sind und dann wieder Abschnitte mit Gesang enthalten. Hier wurden gefühlt alle mathematisch möglichen Taktarten irgendwo in diesen 20 Minuten angewendet. Mit anderen Worten, das ist nichts, womit man ein paar Tanzschritte erlernen könnte. Auf Wikipedia gibt es einen interessanten Artikel zu, ich verstehe da allerdings nur die Hälfte von. Mir persönlich ist es wichtiger, ob mich ein Stück auf irgendeine Weise berührt, als zu analysieren, warum man danach nicht tanzen kann.
Die andere Seite der Tarkus-Medaille ist wie bereits erwähnt etwas weniger gelungen: 6 Stücke, die etwa jeweils 3 Minuten dauern, die mal nach Boogie-Woogie, Blues oder Rock‘n‘Roll klingen und meiner Meinung nach stark an der Grenze zur Banalität wandeln. Lediglich das ineinander übergehende The Only Way und Infinite Space, die klassische Anleihen an Bach und Kirchenmusik und später an Jazz haben, stechen da wieder deutlicher hervor.
Als Bonus Track gibt es auf dem Surroundmix noch einen weiteren Song, eine Ballade von Greg Lake mit dem Titel Oh My Father, welcher damals nicht veröffentlicht wurde.
Wertung: 80 %
Besetzung:
Keith Emerson – Hammond organ, Church organ, piano, celesta, Moog modular synthesizer
Greg Lake – vocals, bass guitar, electric and acoustic guitar
Carl Palmer – drums, percussion
Für Steven Wilson Verhältnisse haut mich der Mix zum Teil nicht wirklich vom Hocker. Mag sein, dass es daran liegt, dass die Instrumentierungen nicht mehr hergeben. Man hört größtenteils eben nur Schlagzeug, Bass, Klavier und einen oder zwei Orgel- oder Synthiesounds. Overdubs sind eher dezent gesetzt.
Das überlange Stück Tarkus klingt stellenweise und gerade zu Beginn etwas lasch und kraftlos und die hinteren Kanäle werden zunächst eher dezent eingesetzt. Der erste Gesangspart hat übermäßigen Hall in den hinteren Kanälen, was sich etwas eigenartig anhört. Die Drums kommen oft aus der Raummitte und man hört vereinzelte Schläge in den hinteren Bereichen. Es kommt aber auch vor, dass es mal mehr, mal weniger dezent im Raum verschoben wird. Je länger der Song dauert, desto mehr hat man das Gefühl, dass das Schlagzeug einen größeren Raum einnimmt und präsenter wird. Im Battlefield Teil ist es gar im gesamten Raum verteilt, was sehr imposant klingt. Die Parts von Keith Emerson sind im gesamten Spektrum angeordnet. Klavierakkorde kommen häufig von vorne, während vorne Leadinstrumente zu hören sind. Gelegentlich werden mehrstimmige Keyboardsoli auch aufgelöst, indem sie mit einem Sound vorne und mit dem anderen hinten zu hören sind.
Die zweite Hälfte des Albums bietet wie erwähnt die musikalischen Licht- und Schattenspiele, was sich auch in der Surroundabmischung ein wenig widerspiegelt. Während ein Song wie Jeremy Bender fast so klingt wie 7-Kanal-Stereo, findet man anderseits in dem zweiteiligen Song The Only Way und Infinite Space das Highlight im Mix vor. The Only Way beginnt mit einer Interpretation von Bachs Toccata in F auf Kirchenorgel, was einfach umwerfend klingt. Augen zu und man hat das Gefühl in einer großen Kirche zu sitzen. Hier passt es dann auch, dass der Gesang stark mit Hall unterlegt wurde. Später wird mit einem Break aus dem gottesfürchtigen Stück eine verspielte Jazznummer, wo das Schlagzeug im gesamten Raum verteilt wurde, während hinten Klavier und vorne Bass und Gesang zu hören ist.
Wertung: 87 %
Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
Da sich auf dieser Blu-ray die ersten vier Studioalben der Band im Surroundmix befinden, muss man sich bei drei Alben etwas durch das Menü hangeln. Lediglich das Erstlingswerk startet per normaler Entertaste. Leider hat es der Ersteller der Blu-ray versäumt, die Alben per Nummerntaste aufrufbar zu machen. Für das Album TARKUS bedeutet das, dass man einmal nach rechts navigieren muss und dann Enter drückt.
Tastenkombination: RECHTS > ENTER
Abwertung: -1 %
Keine wirklichen Extras das Album betreffend. Die Box besteht an sich aus viel Musik und Memorabilia für den Fan.
Anspieltipp:
The Only Way
Für Steven Wilson Verhältnisse ein etwas schwächerer Mix. Was die Musik angeht, besser nicht darüber nachdenken, was der Nachbar denken könnte, wenn man dieses Album laut spielt.
Pros / Cons:
+ Gute Surroundabmischung, aber keine Referenz
+ High Resolution (+1 %)
– Albumstart etwas knifflig (-1 %)
GESAMTWERTUNG: 85 %
Erläuterungen zur Bewertung
Komplett-Box mit Blu-ray: Scheint nach bereits wenigen Monaten out of print zu sein. Gebrauchtpreise ab 400 Euro. Es hat im November 100 Euro gekostet…
DVD-Audio mit von 2012: Dieses Exemplar ist nicht leichter zu bekommen, Gebrauchtpreise liegen bei ca. 40-80 €.
Stand: 28.04.2018
Links:
Offizielle Seite von ELP