Björk – Post
Erscheinungsjahr 1995 | Dual Disc (DVD) | Electronica
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Knapp zwei Jahre nachdem Björk ihr Heimatland Island auf die musikalische Weltkarte katapultierte, veröffentlichte sie im Juni 1995 den Nachfolger ihres DEBUT. War diese Platte noch weitestgehend eine Medaille mit zwei Seiten, welche zum einen Teil aus tanzbaren, ziemlich europäisch daher kommenden Elektro-Songs bestand, und zum anderen aus etwas ungewöhnlichen Liedern, die man eher zu diesem unbekannten nordischen Land der Elfen und Trolle zuordnen konnte, so entwickelte Björk auf dem neuen Album ihren eigenen, avantgardistisch-elektronischen Sound.
POST vermischt diese zwei Seiten miteinander. Die elektronischen Tracks überwiegen nun, klingen aber fast durchgängig etwas eigener und seltsamer. Die Songs wurden von unterschiedlichen Produzenten ins rechte Licht gerückt, darunter finden sich illustre Namen wie Tricky, Nellee Hooper und Howie B., die weitestgehend zu der Trip Hop Szene und dem zugehörigen Bristol Sound zugeordnet werden können, was sich auch am Sound von POST widerspiegelt.
Der Surroundmix von POST wurde wie die restlichen Alben von Paul „PDubb“ Walton im Jahr 2006 für das Boxset SURROUNDED erstellt. Die Mixe wurden auch einzeln als Dual Disc (eine Seite CD, andere Seite DVD) veröffentlicht.
Tracklist:
1 Army of Me – 3:54
2 Hyper-Ballad – 5:21
3 The Modern Things – 4:10
4 It’s Oh So Quiet – 3:38
5 Enjoy – 3:56
6 You’ve Been Flirting Again – 2:29
7 Isobel – 5:47
8 Possibly Maybe – 5:06
9 I Miss You – 4:03
10 Cover Me – 2:06
11 Headphones – 5:40
Gesamtdauer: 46:15
Zwei Songs des Albums waren damals in der sogenannten Heavy Rotation und dürften vielen, die 1995 Radio und Musik-TV verfolgt haben, auch noch bekannt sein. Das ist zum einen die erste Singleauskopplung Army of Me, welche vor allem durch das expressionistische Musikvideo von Michel Gondry bekannt wurde. Gondry erhielt zehn Jahre später einen Oscar für seinen Film Vergiss mein Nicht mit Jim Carrey. Auch das Video zum zweiten bekannten Song aus POST wurde von einem Regisseur in Szene gesetzt, der wenig später mit einigen Filmen für Furore sorgte. Gemeint ist Spike Jonze, der Being John Malkovich verfilmt hat. Das Musikvideo zu It‘s Oh So Quiet weist übrigens heute ganz schön viele Parallelen zu La La Land auf.
It‘s Oh So Quiet wirkt auf dem Album ein wenig wie ein Fremdkörper. Es ist unter dem ganzen elektronischen Gefieppe der einzige Song, der ohne synthetischer Klangerzeugung auskommt und neben Björk nur eine Big Band zur Beschallung hat. Aber auch bei einigen anderen Songs sind Jazz Elemente herauszuhören. So klingt I Miss You stark nach Electroswing, welches erst Jahre später entwickelt wurde.
Wertung: 84 %
Besetzung:
Björk – vocals, keyboards, organ, string arrangements, brass arrangements, beat programming
John Altman – orchestra arrangements, conductor
Gary Barnacle – soprano sax
Howie Bernstein – programming
Stuart Brooks – trumpet
Jim Couza – hammer dulcimer
Einar Örn Benediktsson – trumpet
Eumir Deodato – string arrangements, conductor
Marcus Dravs – programming
Lenny Franchi – programming
Graham Massey – keyboards, programming
Maurice Murphy – trumpet
Tony Pleeth – cello
Guy Sigsworth – harpsichord
Talvin Singh – percussion
Rob Smissen – viola
Tricky – keyboards, programming
Marius de Vries – keyboards, programming
Gavin Wright – orchestra leader
Der Surroundmix von Björns zweitem Album macht in etwa da weiter wo er bei DEBUT aufgehört hat. Björks Gesang ist wieder sehr dominant in die Raummitte gelegt worden, wodurch sie eine gewisse Präsenz in ihren Songs ausübt, die musikalische Untermalung aber etwas in den Hintergrund rückt. Dadurch klingt der Mix weniger räumlich als er in Wirklichkeit ist.
Im Vergleich zum Erstlingswerk erscheint mir der Surroundmix zwar deutlich zugelegt zu haben, man hat aber dennoch das Gefühl, dass etwas Potential verschenkt wurde. Bei den vielen ungewöhnlichen Sounds, die aus den Lautsprechern strömen, hätte man sich durchaus etwas mehr Spektakel gewünscht. Stattdessen sind es vor allen die natürlichen Instrumente, die für A-ha-Effekte sorgen. Highlight ist da eindeutig It‘s Oh So Quiet, welches wie bereits erwähnt nur aus Björk und einer Big Band besteht. Die Big Band wurde in den kompletten Raum gemischt und jedes einzelne Instrument lässt sich separat heraushören. Das klingt so klar und authentisch, dass sich Nachbarn vermutlich wundern, dass so viele Musiker in der Wohnung nebenan ihren Platz finden.
Auf der normalen Stereo-CD gehörten die letzten beiden ruhigen Songs in die Kategorie gepflegte Langeweile. Mich haben Cover Me und Headphones nie sonderlich interessiert. Diese beiden gewinnen in der Surroundabmischung jedoch deutlich an Atmosphäre und machen plötzlich richtig Spaß. Cover Me ist eine kleine asiatisch-japanische Spielerei und scheint aus echten Instrumenten zu bestehen, denen man jetzt gerne zuhört. Headphones ist eine elektronische meditative Nummer in der verschiedenste Sounds und Stimmen aus allen Richtungen kommen.
Wertung: 90 %
Vorhandene Tonformate:
DTS 5.1 (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1
Stereo
Nach Erklingen der bekannten Universal Video Fanfare taucht das Menü auf, welches man aber nicht wirklich blind bedienen kann, will man das Album in der besten Soundqualität genießen. Drücken auf Enter (2x) spielt es nur in Dolby Digital ab, man kann anschließend leider nicht per Audiotaste auf DTS umschalten. Will man DTS Sound hören, muss man im Menü einmal die Pfeiltaste nach unten drücken und dann die Entertasten drücken. Weitere Bedienungsfalle: Innerhalb des Albums kann man nicht ohne weiteres zum nächsten Lied skippen. Dafür gibt es je einen Strafpunkt.
Um das Album in DTS zu spielen, gilt: DOWN ENTER ENTER
Abwertung: -2%
Insgesamt 6 Musikvideos finden sich auf der DVD im Bonusbereich. Sehr empfehlenswert.
Aufwertung: + 1%
Anspieltipp:
It’s Oh So Quiet
Klingt richtig gut, es wäre aber noch einiges mehr drin gewesen.
Pros / Cons:
+ sehr guter Klang mit im großen Ganzen sehr gutem Surroundmix
+ Musikvideos als Bonus (+ 1%)
– schlechtes DVD-Authoring (- 2%)
GESAMTWERTUNG: 87 %
Erläuterungen zur Bewertung
Dual Disc: Ist leider so gut wie vergriffen, gelegentlich sieht man noch Gebrauchtpreise für 20-30 Euro.
Surrounded Box: mit allen 7 Veröffentlichungen von Björk in 5.1. von 1993 bis 2006, gibt es gebraucht für ca 150 Euro.
Stand: 01.03.2017
Links:
Offizielle Webseite von Björk
Post gehört zu meinen Lieblings-Björk-Alben, da ist man bei neuen Mixen ja immer sehr erwartungsvoll und kritisch. Vielleicht konnte ich von daher nur enttäuscht werden. Zumindest klingen die ersten Songs eher wie erweitertes Stereo mit einigen wenigen Effekten in den Rears. Das wird im Laufe der Platte besser. Leider gibt es nur Dolby Digital oder DTS, was etwas spitz klingt. Warum kein unkomprimierter DVD-Audio-Ton drauf ist, ist absolut unverständlich – genug Platz wäre ja gewesen. Vielleicht liegt der nicht ganz so gute Ton auch an der 90er-Jahre-Digital-Aufnahmetechnik oder daran, dass Björk offenbar gerne ein nahansprechendes Handmikro benutzt hat. Richtig enttäuscht war ich zunächst von der Surround-Fassung des bitteren Hits „Hyper Ballad“. Da wäre doch mehr drin gewesen. Der Bass am Anfang ist sehr leise und das Meiste spielt sich vorne ab. Im Vergleich zu Stereo ist der Mix dann doch sehr viel luftiger, was den Streichern gut tut, die im Original etwas vergraben sind. Und insofern möchte man dann doch nicht wieder zu Stereo zurück!