Riverside – Love, Fear and the Time Machine


Erscheinungsjahr 2015 | DVD-Audio | Progressive Rock

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Bei Riverside handelt es sich um eine aus Polen stammende Band, die Progressive Rock spielt. Eigentlich kann ich mit modernen Progressive Rock Bands recht wenig anfangen. Musik zu machen, wie sie Bands (wie Genesis, Yes, Pink Floyd) bereits vor 45 Jahren gemacht haben, um innovativ und neu zu klingen, ist heute alles andere als innovativ oder gar progressiv im eigentlichen Sinne des Wortes. So habe ich die letzten Jahre Riverside völlig ignoriert, obwohl ich bereits viele begeisterte Kommentare vernommen habe und mich stets gewundert habe, dass eine polnische Band westlich von Oder und Neiße so angesagt ist, und das nicht nur in Deutschland, sondern Weltweit.

Als ich zufällig erfuhr, dass das aktuelle Album LOVE, FEAR AND THE TIME MACHINE in 5.1 aufgelegt wird, stieg schlagartig mein Interesse, denn man ist ja immer auf der Suche nach neuen Alben im Surroundsound. Also habe ich mal bei Youtube reingehört und war sofort angefixt. Es sind nicht nur die tollen Melodien und die geschmackvollen Arrangements, die mich begeistern. Riverside macht nicht stur auf 70er Jahre Prog mit typischem 70er Jahre Sound, sondern nutzt auch hier und da elektronische Effekte, die alles moderner und zeitgemäßer klingen lassen. Und die Jungs fürchten sich auch nicht davor, gelegentlich etwas bewusst poppiger zu klingen und zum Beispiel an A-ha zu erinnern.

Leider ist dieses Album das letzte, welches in der Stammbesetzung erschienen ist, Gitarrist Piotr Grudziński verstarb 2016 plötzlich und unerwartet an Herzversagen.

Der vorliegende 5.1-Mix wurde von Bruce Soord erstellt, der hauptberuflich Mitglied bei The Pineapple Thief ist, einer Progressive Rock Band. Ähnlich, wie es auch Steven Wilson macht, mixt Soord eigene und fremde Musik in 5.1, im Gegensatz zu Wilson aber eher aktuellere Scheiben, statt alte Klassiker.

Das Album kommt in einem geschmackvoll illustrierten Digipack mit CD und DVD-Audio daher, auf der sich der Surroundmix befindet. Im Gegensatz zur normalen Veröffentlichung ist das Cover dieser Version in rötlichen Tönen versehen. Das Standard-Cover ist dagegen bläulich.


Tracklist:

1 Lost (Why Should I Be Frightened By a Hat?) – 5:52
2 Under the Pillow – 6:47
3 #Addicted – 4:53
4 Caterpillar and the Barbed Wire – 6:56
5 Saturate Me – 7:09
6 Afloat – 3:12
7 Discard Your Fear – 6:42
8 Towards the Blue Horizon – 8:09
9 Time Travellers – 6:42
10 Found (The Unexpected Flaw of Searching) – 4:03

Gesamtdauer: 60:31


Die Musik:

War die Musik auf früheren Veröffentlichungen von Riverside stellenweise noch sehr brachial und eher dem Progressive Metal zuzuordnen, ist LOVE, FEAR AND THE TIME MACHINE um einiges gemäßigter. Gelegentlich gibt es hier und da noch typische Rockriffs, die aber nie aggressiv oder wütend klingen. Über dem gesamten Album schwebt eine melancholische Stimmung, wenngleich es auch mal Momente gibt, die optimistisch erklingen. Durchgehend ist alles sehr geschmackvoll arrangiert, es gibt zahlreiche instrumentale Passagen, ohne dass es jemals aufgesetzt wirkt, als wolle jemand seine Fertigkeiten am Instrument zur Schau stellen. Die gelegentlich einsetzenden elektronischen Spielereien fügen sich gut in die Songs ein, fallen zudem kaum auf, und lassen das Album dadurch moderner klingen, als so manche andere Scheibe, die in die Progressiv Rock Schublade gesteckt wurde.

Wertung: 91 %


Besetzung:

Mariusz Duda – vocals, bass, acoustic guitar, ukulele
Piotr Grudziński – guitar
Michał Łapaj – keyboards
Piotr Kozieradzki – drums


Der Surroundmix:

Der Surroundmix von Bruce Soord braucht sich vor den überall geschätzten Mixen Steven Wilsons nicht verstecken. Auch er versteht sein Handwerk. Der komplette Mix besticht durch einen sehr guten, transparenten Klang. Jedes einzelne Instrument lässt sich sehr gut orten und der Mix ist durchgehend sehr ausgewogen ohne Ausreißer ins Negative. Gelegentliche Effekte durch zum Beispiel im Raum herumflirrende Synthieklänge klingen nie aufgesetzt, sondern unterstützen das Geschehen im jeweiligen Song. Im zweiten Song Pillow wandern zum Beispiel einzelne Gitarrenakkorde von vorne nach hinten, ohne das es anfängt nervig zu klingen.

Anspieltipp für den normalen Hörer ist vielleicht das radiofreundliche #Addicted, was wie eine rockige Variante von A-ha daherkommt. Vor allem der Gesang von Mariusz Duda erinnert hier stark an den von Morten Harket. Surroundtechnisch fängt der Song zunächst recht frontlastig an und entfaltet sich mit zunehmender Dauer, was bei mir immer punkten kann. Zunächst kommen im Refrain zusätzliche Gitarrenspuren in den Rears zum Einsatz, später flitzen elektronische Soundspielereien quer durch den Hintergrund. Abgeschlossen wird das Lied von einer kurzen Coda, einem auf Gitarre gezupften Intermezzo, welches von einer Synthesizermelodie unterstützt wird, die durch den Raum schwebt.

Das darauf folgende Caterpillar and the Barbed Wire ist eine Prog-Rock-Nummer in Prog-Rock-typischem ungeradem Taktmaß (7/8-Takt). Es beginnt mit einer Bassfigur in den vorderen Lautsprechern, welche durch dezente Percussion in den Rears unterstützt wird. Im gesamten restlichen Raum erklingen Synthieflächen. Vor allem das mitreißende instrumentale Finale macht hier Spaß.

Saturate Me, welches ebenfalls in 7/8-Takt daher kommt, könnte vielleicht das Highlight im Surroundmix sein. Das Intro ist ein längerer Instrumentalteil, bei dem sich vorne harte Gitarrenriffs bequem machen, während sich in den Rears eine Hammondorgel breit macht, und auf diese Weise viel besser rauszuhören ist, als wenn sie in Stereo von den Gitarren überdeckt wird. Nach dem Instrumentalteil folgt ein ruhiger Gesangspart, der es in sich hat. Hier kreisen Synthesizerspuren durch den Raum, die von zusätzlichen Vocaleffekten unterstützt werden. Das ist Progressiv!

Afloat ist eine spärlich instrumentierte Ballade, die beweist, dass selbst das wundervoll im Surroundsound klingen kann. Vorne rechts ein zupfender Bass, Gesang vorne mittig, dessen Hall nach hinten wandert, eine Orgel, deren Klang ein Dreieck im Raum bildet und Hintergrundgesang im …  Hintergrund.

Bei Discard Your Fear wandern zunächst Beats von vorne nach hinten, im späteren Verlauf des Songs ist der Lead Gesang auch mal von hinten zu hören, was aber sehr songdienlich daher kommt und nicht stört.

Etwas verstörend ist der Song Towards the Blue Horizon, nicht weil der Surroundmix hier deutlich abfällt, sondern weil Teile des Textes prophetisch auf den baldigen Verlust des Gitarristen deuten:

Where are you now my friend?
I miss those days
I hope they take good care of you there
And you can still play the guitar
and sing your songs.

 

Wertung: 94 %


Vorhandene Tonformate:
MLP 5.1
MLP 2.0
DTS 5.1
LPCM 2.0

Album starten:

Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um eine hybride DVD- Audio/Video Kombination. In beiden Versionen lässt sich die Musik durch Drücken der Enter-Taste abspielen, sobald das Menü geladen ist.

 


Bonusmaterial:

Als Bonusmaterial gibt es auf der DVD das offizielle Musikvideo zum Song Found, einige Werbetrailer zum Album, sowie der leider nur in Stereo vorliegenden (aber das zumindest in High-Res) Day Session. Das ist eine Handvoll Bonustracks, die völlig anders klingen als der normale rockige Riverside-Sound. Das sind reine instrumentale Elektronik-Nummern und Klanglandschaften, die später im Jahr 2016 in Form der Compilation EYE OF THE LANDSCAPE mit zahlreichen weiteren Stücken in gleicher Art veröffentlicht wurden.

Aufwertung: + 1%

 


Anspieltipp:

Saturate Me


Fazit:

Ein sehr gutes Album und ein sehr guter Surroundmix.

Pros / Cons:
+ fantastischer Surroundmix
+ High Resolution (+1 %)
+ Starten ohne Sehhilfe (Fernseher)
+ viele Bonustracks in High Resolution (wenn auch nur in Stereo) (+ 1%)

 

 

GESAMTWERTUNG: 95 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

CD / DVD-Audio: 2016 ist diese Veröffentlichung in die Läden gekommen und sollte überall, wo es mehr als nur die Charthits gibt, für erschwingliche 18 Euro zu finden sein.

Stand: 09.04.2017

 


Links:

Offizielle Webseite von Riverside

 

4 Replies to “Riverside – Love, Fear and the Time Machine”

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