Pink Floyd – The Division Bell


Erscheinungsjahr 1994 | DVD | Progressive Rock

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Unsicher, ob man zusammen neue Musik schreiben konnte, verabredeten sich die verbliebenen Mitglieder von Pink Floyd (David Gilmour, Richard Wright, Nick Mason) 1993 auf ein paar lose Jam Sessions. Schnell hatte man über 60 Improvisationen aufgenommen, aus denen dann insgesamt elf Songs für das neue Album herausgearbeitet wurden. Aus den übrig gebliebenen Improvisationen wurde 20 Jahre später das letzte Pink Floyd Album THE ENDLESS RIVER recycelt.

Die 11 fertigen Songs für THE DIVISION BELL wurden schließlich innerhalb weniger Wochen aufgenommen. Der Titel des Albums wurde vom bekannten Autor Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis) ausgewählt, einem guten Freund David Gilmours.

Das Hauptthema des Albums ist die Kommunikation, was auch anhand des von Storm Thorgerson konzipierten Coverbildes (zwei zueinander blickende Metalskulpturen-Köpfe) angedeutet wird. Im Gegensatz zu vielen frühen Alben der Band handelt es sich jedoch nicht um ein reines Konzeptalbum.

Obgleich vor zwei Jahren noch das oben erwähnte THE ENDLESS RIVER veröffentlicht wurde, handelt es sich bei THE DIVISION BELL um das letzte richtige Studioalbum von Pink Floyd. Zum 20-jährigen Geburtstag des Albums wurde eine kostspielige Deluxe Ausgabe veröffentlicht, welche neben LPs, Single-LPs, CDs, auch eine Bluray mit dem eigens dafür von Andy Jackson und Damon Iddins erstellten Surroundmix enthielt. Für kurze Zeit gab es im offiziellen Pink Floyd Shop aber auch eine Einzel-DVD (in einfacher Papphülle und anderem Covermotiv, siehe Foto) mit dem 5.1 Mix für erschwingliche 12 Euro. Diese war mir dann auch lieber.


Tracklist:

1 Cluster One – 5:58
2 What Do You Want from Me – 4:21
3 Poles Apart – 7:04
4 Marooned – 5:29
5 A Great Day for Freedom – 4:17
6 Wearing the Inside Out – 6:49
7 Take it Back – 6:12
8 Coming Back to Life – 6:19
9 Keep Talking – 6:11
10 Lost for Words – 5:14
11 High Hopes – 8:32

Gesamtdauer: 66:32


Die Musik:

Mit den klassischen Pink Floyd Alben der 70er Jahre, hat es THE DIVISION BELL sehr schwer. Waren diese damals noch innovativ, bahnbrechend und wegweisend, passt auf das Werk von 1994 am besten folgende Einschätzung: Es klingt typisch nach Pink Floyd. Bei THE DIVISION BELL hatte ich immer das Gefühl, es wäre eine Retrospektive. Vieles, was man da hört, war auf einem der früheren Alben schon mal in irgendeiner Form bereits verwendet worden. Das Album ist aber dennoch so gut, dass es für viele Kids der 90er der Einstieg in die Wunderwelt der Band mit den fliegenden Schweinen war. Verglichen mit einigen anderen Werken Pink Floyds, ist THE DIVISION BELL aber nur Durchschnitt.

Wertung: 76 %


Besetzung:

David Gilmour – lead vocals, guitars, bass guitar, acoustic guitar, talk box,
Nick Mason – drums, percussion
Richard Wright – keyboards, piano, vocals

Jon Carin – programming, piano, additional keyboards
Guy Pratt – bass guitar
Gary Wallis – percussion
Tim Renwick – guitars
Dick Parry – tenor saxophone
Bob Ezrin – keyboards, percussion
Sam Brown – backing vocals
Durga McBroom – backing vocals
Carol Kenyon – backing vocals
Jackie Sheridan – backing vocals
Rebecca Leigh-White – backing vocals


Der Surroundmix:

Wer irgendwann mal den Surroundmix im Menü gefunden und ausgewählt hat, wird belohnt mit einer fast exquisiten Ausgabe des Albums in 5.1. Vor allem die erste Hälfte kann voll und ganz überzeugen. Das Fehlen eines High Fidelity / High Definition Tonausgabeformat fällt nicht weiter ins Gewicht, denn auch schon im normalen DTS klingt das Album sehr lebendig und klar. Die zweite Hälfte des Album kommt mir persönlich vom Mix etwas schwächer und unausgewogener vor und bietet hier und da einige Dinge, die mir nicht so gefallen, was aber größtenteils Geschmacksache sein dürfte.

Das Album startet mit dem Instrumental Cluster One und lange tut sich außer einigen Störgeräuschen nichts. Es folgen diverse Klanglandschaften und Vogelgezwitscher. Alles umschließt den gesamten Raum und der Hörer kann erahnen, was er soundtechnisch von dem Album erwarten kann. Nach etwa einer Minute setzten die Musiker ein und diese werden in einer Art musikalischen Vorspanns vorgestellt – rechts Richard Wright am Klavier, links David Gilmour an der Gitarre und in der Mitte setzt etwas später Nick Mason am Schlagzeug ein – ein Statement im Sinne von „wir sind wieder da“.

Ein echtes Highlight ist der dritte Song, Poles Apart, ein Stück welches ich im Stereomix nicht wirklich beachtet habe. Vor allem der instrumentale Mittelteil schien mir immer etwas unpassend reingeworfen zu sein, darauf abzielend, dem Lied etwas Kontrast zu geben. Die hier einsetzende Mischung aus klassischen Untertönen, Zirkusmusik und den für Pink Floyd typischen eingestreuten Alltagsgeräuschen, klingt jetzt im Surroundmix viel harmonischer und sehr interessant und ich würde sogar soweit gehen, dass dies, was den Mix angeht, die beste Stelle der DVD ist. Da wird eine akustische Geschichte erzählt, was an alte psychedelische Zeiten der Band erinnert.

Ein Highlight jagt das nächste, das vierte Stück des Albums heißt Marooned, was zu deutsch im weitesten Sinne „von der Außenwelt abgeschnitten“ bzw. gestrandet bedeutet. Und genau das hört man in diesem zweiten Instrumental zu Beginn. Hinter dir die Wellen, vor dir die Möwen, und du bist der Gestrandete, der im Sand liegt. Toll dazu die Aufteilung der Instrumente im späteren Verlauf, das Klavier links im Raum und das Gitarrensolo rechts  und es bleibt dem Hörer selbst überlassen, welcher „Erzählung“ (oder welchem Eingeborenen?) er weiter folgen will.

Die Songs werden alle vom David Gilmour gesungen, mit einer Ausnahme. Der 2008 verstorbene Richard Wright darf auf Inside Out zum ersten Mal seit THE DARK SIDE OF THE MOON einige Lead Vocals beisteuern. Hervorzuheben ist hier vor allem das toll klingende Saxophon und der Einsatz eines Drumcomputers, was bei Pink Floyd eine absolute Ausnahme darstellte. Dessen unterschiedliche Klänge kommen hier aus allen Richtungen, was sehr effektvoll klingt. Wrights Gesang kommt größtenteils aus dem rechten Frontlautsprecher. Unterstützt wird er im Refrain von einem Damenchor aus dem linken Rear, der seine eigenen Textzeilen besitzt. Gilmours wenige Textzeilen kommen schließlich von rechts hinten. Dass er da mitgesungen hat, war mir vorher eigentlich nie wirklich bewusst.

Wie bereits erwähnt, gibt es in der zweiten Hälfte des Albums einige Dinge im Mix, die mir nicht so songdienlich erscheinen. Bei Coming Back to Live hört man zu Beginn ein Gitarrensolo von vorne, dessen Delayeffekt in die Rears gelegt wurde. Das gleiche ist dann auch beim einsetzenden Gesang zu hören, was mir ein wenig zu sehr nach Effekthascherei klingt. Den Delayeffekt hört man auch im Original Stereomix, wo es aber nicht so sehr ins Gewicht fällt wie in diesem Surroundmix.

Keep Talking, bei dem der Sprachcomputer von Stephen Hawking eine Botschaft hinterlässt, fängt sehr interessant an. Allerdings ist hier der Gesang meiner Meinung nach viel zu leise abgemischt und kann sich von den Gitarrenriffs aus den Rears und dem unterstützenden Damengesang kaum durchsetzen. Schade, denn ansonsten hätte dieser Song die volle Punktzahl erreicht. Auch bei Lost for Words lässt eine Sache im Intro den Hörer etwas ratlos dastehen. Man hört links hinten Schritte, anschließend fällt vorne rechts eine Tür ins Schloss, was nicht so wirklich zusammenhängend klingt.

Abgeschlossen wird das Album mit High Hopes, vielleicht dem musikalischen Highlight des Albums. Während der Mix vielleicht bei den Stücken davor etwas enttäuscht hat, versöhnt er hier wieder voll und ganz. Toller Mix für einen tollen Song! Atmosphäre pur am Anfang: Insekten, Vögel, Kirchenglocken, das typische Hörspielrepertoire Pink Floyds. Der Streicher- und Bläsereinsatz im späteren Verlauf des Songs waren mir nie so bewusst im Stereo, gleiches gilt auch für die im Mittelteil wahrzunehmenden synthetischen Windgeräusche, die an Welcome to the Machine von 1975 erinnern.

Wertung: 92 %


Vorhandene Tonformate:
DTS 5.1
Dolby Digital 5.1
PCM Stereo

Album starten:

Derjenige, der das DVD-Menü erstellt hat (und ich denke, dass es bei der Bluray der großen Box nicht anders sein dürfte) hat sich wohl nicht viel dabei gedacht, um es mal nett auszudrücken. Es ist praktisch unmöglich, den Surroundmix zu starten, ohne dabei eine visuelle Hilfe (Fernseher) benötigen zu müssen. Mit anderen Worten, man muss sich ziemlich durch das Menü quälen. Wer da stur auf die Entertaste vertraut, der bekommt das Stück Marooned zu hören, und nur das, denn Marooned wurde als Bonusvideo auf die DVD gepackt und ist vorausgewählt. Als zweites kann man dann den Stereomix auswählen, wobei die Frage erlaubt sein dürfte, warum man denn unbedingt ein Album über DVD in Stereo hören möchte, wenn der Mix nicht gerade hochauflösend vorliegt. Erst dann, und fast schon als Bonusdreingabe, kommt schließlich im Menü der 5.1 Mix. Aber das ist noch nicht das Ende der Reise, denn jetzt darf ausgewählt werden, ob man es lieber in Dolby Digital oder DTS hören möchte. Schließlich muss man noch bestätigen, dass man das komplette Album hören möchte (Play all). Es ist somit ein richtiger Geheimcode nötig, um auf der Fernbedienung den 5.1 Mix in DTS zu starten, wie man an den beiden Screenshots des Menüs gut sehen kann.

Der (internationale) Geheimcode des Remote-Alphabets lautet: DOWN DOWN ENTER DOWN ENTER ENTER

DOWN > DOWN > ENTER

 

Pink FLoyd Division Bell DVD Menu

DOWN > ENTER > ENTER

 

Abwertung: -3%


Bonusmaterial:

Als Bonus gibt es das zuvor erwähnte, neu erstellte Video zu Marooned, welches mit einem Flug um den Planeten Erde beginnt und in der zweiten Hälfte in der Geisterstadt Prypjat spielt.

Aufwertung: +0,5 %


Anspieltipp:

Poles Apart, High Hopes


Fazit:

Herausragender Mix, der aber leider wegen einiger klanglicher Unschönheiten die Höchstnote verpasst. Auch das DVD Authoring hätte durchdachter sein können. Die Verpackung hat zudem eher eine Anmutung, als wär’s eine Beigabe für eine Zeitschrift, statt ein offizieller Release (wenn auch in kleiner Auflage). Da hätte man schon ein Jewel Case spendieren können.

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
– wenn auch mit gelegentlichen kleineren Schnitzern
+ neues Bonusvideo
– Mühsamer Start des Albums  (- 3%)
– billiges Cover (Papphülle)

– kein hochauflösendes Tonformat vorhanden (-0,5%)

 

 

GESAMTWERTUNG: 87 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

DVD: Diese Sonderausgabe gab es damals kurzfristig im Pink Floyd Shop für ca 12 Euro. Im weltweiten Internet findet man noch Angebote mit kleinen Mondpreisen jenseits von 40 Euro.

Deluxe Ausgabe mit Bluray: Auch das 20th anniversary box set ist vergriffen und für größere Mondpreise erhältlich (200-300 Euro).

Stand: 07.02.2017


Links:

Offizielle Webseite von Pink Floyd

 

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