Nick Cave & The Bad Seeds – Murder Ballads


Erscheinungsjahr 1996 | DVD | Alternative Rock

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Nachdem ich vor einigen Wochen die Collector‘s Editions der ersten 14 Nick Cave & The Bad Seeds Alben vorgestellt habe, die alle einen Mix des jeweiligen Albums in Surround Sound enthalten, möchte ich heute detaillierter auf das Album MURDER BALLADS eingehen.

MURDER BALLADS ist 1996 erschienen und dürfte das erfolgreichste Album der Band sein. Ursache hierfür ist eindeutig der Song Where The Wild Roses Grow, den Nick Cave mit Kylie Minogue sang und bei MTV zur sogenannten Heavy Rotation führte. Für die Band bedeutete das den internationalen Durchbruch und den Schritt aus dem alternativen Geheimtipp-Schatten. Ob der Erfolg an dem Song an Kylie Minogue lag darf bezweifelt werden, da sie zu der Zeit ähnlich überschaubare Verkäufe hatte wie Nick Cave zuvor. Sie stürmte erst Jahre später wieder die Pop Charts, wie bereits Ende der 80er als Teenager.

Innerhalb der Band gilt MURDER BALLADS als ein Übergangsalbum zwischen dem Vorgänger Let Love In von 1994 und dem Nachfolger The Boatsman‘s Call, der nur ein Jahr später erschien. Die Musik der Bad Seeds wurde weniger experimentell, die Stücke wurden songdienlicher arrangiert und auf den nächsten Alben deutlich ruhiger und nachdenklicher. Für musikalische Querdenker wie Blixa Bargeld, der seine Gitarrenparts stets ungewöhnlich einspielen wollte (zum Beispiel indem er die Seiten mit einem Fön anspielte), gab es weniger Raum für Experimente, wodurch er sich schließlich im neuen Jahrtausend wieder mehr seinen Einstürzenden Neubauten widmete.

Der Surroundmix des Album ist 2011 als Digipack veröffentlicht worden. Dieser befindet sich auf einer DVD, die es neben der CD in dieser Collector‘s Edition gibt. Erstellt wurde der Mix von Kevin Paul und Gründungsmitglied der Bad Seeds Mick Harvey.

Nick Cave Murder Ballads Collector's Edition

 


Tracklist:

1 Song of Joy – 6:47
2 Stagger Lee – 5:15
3 Henry Lee – 3:58
4 Lovely Creature – 4:13
5 Where the Wild Roses Grow – 3:57
6 The Curse of Millhaven – 6:55
7 The Kindness of Strangers – 4:39
8 Crow Jane – 4:14
9 O’Malley’s Bar – 14:28
10 Death Is Not the End – 4:26

Gesamtdauer: 58:43


Die Musik:

Man könnte sagen, dass es sich bei MURDER BALLADS um ein Konzeptalbum handelt. Wie der Titel es bereits vermuten lässt, geht es in den Songs um Mord und Totschlag. In (fast) jedem der Songs kommen irgendwo einer oder mehrere ums Leben. Jemand hat sich mal die Mühe gemacht und die Leichen gezählt, die in Nick Caves gesungenen Geschichten vorkommen. Angeblich gibt es stattliche 64 Tote auf dem Album. Das schaffen selbst nur wenige Action-Reißer, vielleicht die John Wick Filme, die diese Zahl vermutlich bereits in den ersten 10 Minuten erreichen.

Zwei der Songs waren schon zu Let Love In Zeiten fertig, was Nick Cave schließlich die Idee gab, mehrere düstere Texte über dieses Thema zu verfassen. Als es schließlich an die Albumaufnahmen ging, war es Caves Wunsch, es möglichst schnell einzuspielen. Es sollte live und nicht glattgebügelt klingen, so wie die Veröffentlichungen von Bob Dylan oftmals klingen. Letzterer rundet übrigens das Album ab. Der letzte Song ist eine Coverversion von Dylans The Dead Is Not The End aus dem Jahr 1988, was die Band augenzwinkernd aufnahm: Auch wenn unzählige Leichen die Songs beflastern, der Tod ist nicht das Ende. Es ist übrigens der einzige Stück, wo keiner stirbt.

Musikalisch gesehen gibt es nicht nur ruhige Balladen zu hören, wie der Single-Hit mit Minogue. Es gibt auf dem Album eine Vielzahl verschiedener Stile, die allesamt immer eine Nähe zur US-Amerikanischen Musik haben. Obwohl Country als Genre auf dem Album allenfalls sehr subtil heraus hörbar ist, habe ich persönlich fast immer das Gefühl, dass man hier Geschichten aus dem Wilden Westen zu hören bekommt. Das meiste dürfte eher in die Blues-, Folk- und Singer-Songwriter-Schublade passen. Aber es gibt mit dem rasanten Stück The Curse Of Millhaven auch einen Song, der von einer als Polkaband getarnten Räuberbande hätte eingespielt sein können.

Wertung: 82 %


Besetzung:

Nick Cave – Vocals, Piano, Organ, Hammond, Gun Shots, String Arrangement
Blixa Bargeld – Guitar, Screams, Vocals
Martyn P. Casey – Bass
Mick Harvey – Drums, Guitar, Acoustic Guitar, Organ, Wind Organ, Backing Vocals, Bass, Hammond, Space Belt, Percussion, String Arrangement
Conway Savage – Piano, Backing Vocals, Organ
Jim Sclavunos – Drums, Percussion, Bells, Tambourine
Thomas Wydler – Drums, Maracas, Tambourine, Vocals

PJ Harvey – Vocals
Terry Edwards – Horns
Katharine Blake – Additional Vocals
Kylie Minogue – Vocals
Jen Anderson – Violin
Sue Simpson – Violin
Kerran Coulter – Viola
Helen Mountfort – Cello
Hugo Race – Guitar
Warren Ellis – Violin, Accordion
Marielle Del Conte – Additional Vocals
Anita Lane – Crying, Vocals
Geraldine Johnston – Additional Vocals
Liz Corcoran – Additional Vocals
Shane MacGowan – Vocals
Brian Hooper – Bass


Der Surroundmix:

Im Vergleich zu den anderen Surroundmixen von Nick Cave & The Bad Seeds würde ich sagen, dass MURDER BALLADS eher zu den schwächeren Mixen zählt. Ursache dürfte hier mit Sicherheit sein, dass Harvey hier das Feeling aus den Aufnahmetagen übertragen sollte. Wie bereits erwähnt, wurde das Album sehr schnell eingespielt. Man wollte das Live Feeling bewahren, sodass man zumeist als Hörer den Eindruck bekommt, die Band würde auf einer Bühne spielen, die unmittelbar vor ihm platziert ist.

Das soll aber nicht heißen, dass man es hier lediglich mit einem etwas besseren Stereo zu tun bekommt. In den Rears sind mit der Zeit immer wieder mal Instrumente oder Hintergrundgesang zu hören. Zu Beginn des Albums ist dies aber noch etwas spärlich. Hier sind es vor allem die atmosphärischen Gitarrensounds von Blixa Bargeld, die sich dezent im Raum verteilen. Oft sind es prägnante Instrumente, die mehr in die Raummitte gemischt werden, wie zum Beispiel die wüsten, lauten Klavierakkorde im Stück Stagger Lee.

Ab dem Stück Lovely Creatures habe ich das Gefühl, dass sich schließlich in den Raers mehr und mehr tut. Dann tauchen auch Klavierparts hinten auf, Streicher, wie im Single-Hit oder eine merkwürdige Staccato-artige Gitarre (oder ist das doch eine Orgel?) im Polka-Song The Curse of Millhaven. Dabei werden diese durchaus diskreten Momente in der Abmischung ziemlich dezent eingesetzt, soll heißen, sie fallen auf den ersten Höreindruck gar nicht mal so auf, sind aber unbestritten da.

Was den Sound angeht, klingt das Album sehr dicht und kraftvoll, wobei der Bass bei einem zu hoch aufgedrehten Subwoofer schnell zu dominant sein dürfte. Der beabsichtigte Eindruck, dass man eine live eingespielte Aufnahme hört, lässt sich gut heraushören. Im Vergleich zur Stereoversion hat das Album deutlich mehr Raum, sodass sich Instrumente besser entfalten können und auch Dinge entdeckt werden können, die man vorher nicht herausgehört hat. Aber der Mix ist mit Sicherheit nichts, um mit der Surroundanlage zu prahlen. Für die dargebotene Musik ist es aber durchaus passend, dass man hier keinen diskreten Overkill bekommt.

Übrigens, wie bei allen Alben dieser Collector‘s Edition gibt es auch bei MURDER BALLADS sämtliche Non-Album-Tracks ebenfalls in Surround zu hören. Diese bieten im Vergleich zu den Stücken auf dem Album, mehr Surroundanteile (mit Ausnahme des letzten Stückes Knoxville Girl, welches nur aus Akustikgitarre und Gesang besteht), womit mein Eindruck bestätigt werden könnte, dass das reine Album „Live“ und somit dezenter im Surroundfeld verteilt klingen sollte.

Wertung: 85 %


Vorhandene Tonformate:
DTS 5.1  (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1
PCM Stereo

Album starten:

Wenn man nach der obligatorischen Labelanimation zu Beginn lediglich auf Enter drückt, erklingt das Album im Surroundmix, allerdings nur in Dolby Digital. Über die Audiotaste kann man auf DTS umschalten. Will man das bereits im Menü machen, gilt folgende Tastenkombination:

ENTER DOWN ENTER ENTER

Murder Ballads DVD Menu

ENTER

Murder Ballads DVD Menu

DOWN > ENTER

Murder BAllads Collector's Edition DVD Menu

ENTER

 

Nach dem Album landet man wieder auf der Songauswahl-Unterseite und kann über Enter zurück zum Hauptmenü. Von dort aus kann man über DOWN und ENTER die weiteren Songs auswählen:

ENTER > DOWN > ENTER > ENTER

Abwertung: – 0,5 %


Bonusmaterial:

Neben den zusätzlichen Songs in 5.1 gibt es die Interview-Serie Do You Love Me Like I Love You, in der Mitglieder, Fans und Zeitzeugen zu Wort kommen. Diese dauert etwa 40 Minuten. Abgerundet werden die Extras mit drei Musikvideos. Für mp3-Fans gibt es noch die Bonustracks als Dateien auf der DVD.

Aufwertung: +2,5 %


Anspieltipp:

The Curse Of Millhaven


Fazit:

Kein Surroundmix, den man unbedingt haben muss. Wer aber Fan der Musik ist, macht hier auch nichts falsch.

Pros / Cons:
+ guter Surroundmix, aber nur selten überragend
+ Bonusmaterial (+2,5%)
–  Muss auf DTS separat umgeschaltet werden  (-0,5%)

 

GESAMTWERTUNG: 86 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

CD / DVD: Die Alben von Nick Cave & The Bad Seeds sind in der Regel relativ günstig für 10-13 Euro zu haben. Restbestände sind noch vorhanden, benötigen allerdings mittlerweile etwas Geduld im Versand.

Stand: 28.07.2020

 


Links:

Offizielle Webseite von Nick Cave & The Bad Seeds

 

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