Marillion – Afraid Of Sunlight


Erscheinungsjahr 1995 | Blu-ray Disc | Progressive Rock

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Bereits ein Jahr nach ihrem Doppelalbum Brave brachten Marillion im Sommer 1995 den Nachfolger AFRAID OF SUNLIGHT heraus. Die Band war ihrer Plattenfirma EMI noch ein Album schuldig und diese drängte darauf, dass man dieses schnell und kostengünstig produzieren sollte. Außerdem sollte man doch bitte wieder mal einen Hit schreiben.

So befand sich Marillion unter einem gewissen Druck und es schien sich zunächst kein geeignetes Songmaterial zu finden, bis ihr Produzent Dave Meegan anfing die einzelnen Songfragmente aus verschiedenen Teilen zusammenzusetzen und ihnen aufzeigte, dass diese und jene Segmente gut zueinander passen würden. Mit diesem Album änderte sich so die grundlegende Arbeitsweise von Marillion, denn das Zusammenlegen von Jam-Puzzle-Teilen wurde in den darauffolgenden Jahren besonders wichtig.

Als mittlerweile viertes Album wurde AFRAID OF SUNLIGHT nun in einer Deluxe Mediabook Ausgabe wiederveröffentlicht. Für den Mix in Surround Sound auf der Blu-ray wurde ihr langjähriger Produzent Michael Hunter verpflichtet.

Die neue Mediabook-Veröffentlichung erhielt ein alternatives Covermotiv (siehe Foto). Das schreiend bunte Cover war zwar anno 1995 als Vordergrundcover konzipiert worden, aber man entschied sich schließlich doch, etwas dezenteres zu nehmen. Zudem befürchtete man scherzhaft, dass man damit nur in die christliche Plattenecke einsortiert werden würde. Bei der Originalveröffentlichung wurde der lila Jesus daher zum Backcover degradiert. Für die Vorderseite fotografierte Grafikdesigner Bill Smith daher seinen Sohn als gefallenen Engel in einem Feuerkreis, um ein neues Motiv zu bekommen.


Tracklist:

  1 Gazpacho – 7:28
2 Cannibal Surf Babe – 5:45
3 Beautiful – 5:12
4 Afraid of Sunrise – 5:02
5 Out of This World – 7:54
6 Afraid of Sunlight – 6:50
7 Beyond You – 6:11
8 King – 7:03

Gesamtdauer: 51:25


Die Musik:

Obwohl nur kurz nach Brave aufgenommen, klang das neue Album beträchtlich anders, als sein Vorgänger. Gemeinsamkeiten finden sich allenfalls in der Fülle an eingestreuten Soundeffekten und Samples in den Songs, vor allem was Gesprächsfetzen angeht. Interessant ist die musikalische Vielfalt auf dem Album. Brave klang noch wie aus einem Guss, AFRAID OF SUNLIGHT bietet dagegen eine Menge an verschiedenen Stilen und klingt oft eher untypisch für Marillion. Am ehesten trägt noch der Song Out of This World den epischen Stempel der Band.

Die Musiker bezeichnen AFRAID OF SUNLIGHT als ihr amerikanischstes Album. So finden sich hier Einflüsse von 60er Jahre Surf-Rock, Folk, Soul und Grunge. Auch lassen sich in den Songtexten oft Verweise auf amerikanische Personen des breiten Interesses wieder erkennen. Thematisch befasst sich das Album fast durchgängig mit Ruhm und wie Ruhm jemanden zerstören kann und so dürfte AFRAID OF SUNLIGHT als Konzeptalbum angesehen werden.

Wertung: 84 %


Besetzung:

Steve Hogarth – vocals, keyboards, percussion
Steve Rothery – guitars
Mark Kelly – keyboards
Pete Trewavas – bass, vocals
Ian Mosley – percussion

Barbara Lezmy – backing vocals (on „Cannibal Surf Babe“)
Wendy Paige – backing vocals (on „Cannibal Surf Babe“)
Hannah Stobart – backing vocals (on „Beautiful“)


Der Surroundmix:

Während der Vorgänger Brave noch von Steven Wilson in 5.1 gemischt wurde, hat Marillion sich für AFRAID OF SUNLIGHT die Dienste ihres langjährigen Produzenten Michael Hunter gesichert. Es war nicht einfach, das Album neu abzumischen, denn die Mastertapes konnten nicht gefunden werden.

Marillion nahm damals das Album in ihrem neuen eigenen Studio auf. Mitte der 90er Jahre gab es mit semiprofessionellen digitalen Kassetten kostengünstige Möglichkeiten, ein Album aufzunehmen, was aber auch zu vielen Problemen führte, wie Dropouts. Die Aufnahmen wurden auf Mastertapes überspielt und zum Mischen an ein professionelles Studio geschickt. Dort verblieben die Tapes, bis sie irgendwann nicht mehr auffindbar waren. Stattdessen hat man für den Surroundmix die Aufnahmen verwendet, die auf den Kassetten noch brauchbar waren. Aus der Vielzahl der Spuren konnte aber nicht immer alles wie im Originalmix aufgefunden und wiederverwertet werden. Daher klingt das Album an einigen Stellen leicht verändert. Vor allem im Song Out of This World kann dies gut festgestellt werden. Zudem habe ich den Eindruck dass dies hier und da auch etwas dem Klang geschadet hat.

Keine guten Vorzeichen für den Surroundmix, aber wie klingt dieser denn nun? Ähnlich wie Brave hat auch AFRAID OF SUNLIGHT eine Vielzahl an eingesprenkelten Sounds und Samples, die prädestiniert dafür sind, überall im Raum verteilt zu werden. Dies macht Michael Hunter auch zum großen Teil. Bereits der Beginn von Gazpacho lässt eine Vorfreude aufkommen. Doch leider hat er vergessen, die Räumlichkeit auch in die Verteilung der Musikinstrumente zu übernehmen. Die Instrumente sind zumeist eher frontlastig abgemischt, sodass in den Rears meist nur dezente Effektanteile und etwas Backing Vocals herauszuhören sind. Man hat es hier also nicht mit einem richtig diskreten Mix zu tun.

Aber wie so oft, gibt es auch bei AFRAID OF SUNLIGHT hier und da Ausnahmen von der Regel. Gelegentlich gibt es Gitarren und Keyboards die durchaus etwas seitlich erklingen, statt frontal. Beispiele wären hier die Gitarrenpattern bei Gazpacho und Beautiful. Der sphärische Schlussteil in Out of This World weiß auch zu gefallen, hier hat man dann wirklich das Gefühl, dass die vielen Synthieflächen im gesamten Raum verteilt sind. Bei King kommen die kurzen Keyboardsoli ebenfalls aus den Rears.

Das an die Beach Boys erinnernde Cannibal Surf Babe ist vielleicht der räumlichste Song im Surroundmix. Der Beachboy-Gesang kommt wie im späteren Verlauf ein Shaker und gelegentliche Keyboardeinsätze aus den hinteren Teilen des Zimmers. Allerdings habe ich bei diesem Stück das Gefühl, dass die Abmischung ziemlich chaotisch klingt, ohne dass ich genau sagen könnte, woran das liegen könnte.

Gespannt war ich auf Beyond You. Dieser Song war im Original in Mono abgemischt. Man wollte so eine Hommage an Phil Spector und seinen Wall Of Sound schaffen. Spector war lange Zeit Verfechter von Mono. Hunter ist es relativ gut gelungen die Klangeigenschaften in den 5.1-Mix zu überführen. Mit den Chorsounds an den Seiten und dem dezenten Klavier in den Rears, gehört das Stück ebenfalls zu den am räumlichsten klingenden Tracks auf dem Album. Und dennoch hat man das Gefühl, es wäre im Klangfeld so eingeengt, wie im Urmix. Es könnte daran liegen, dass Gesang, Schlagzeug und Bass so klingen, als würden sie nur aus dem Center kommen.

Wertung: 82 %


Vorhandene Tonformate:
DTS HD Master 5.1
LPCM 96/24 5.1
LPCM 96/24 2.0
 

Album starten:

Das Album kann ohne Zuschalten des Fernsehers gestartet werden, allerdings muss man in den ersten Sekunden von Gazpacho die Audiotaste betätigen und auf Surround umschalten. Man sollte nicht versuchen, blind durchs Menü zu navigieren, denn das wäre folgende Kombination:

DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > ENTER > UP > UP > ENTER

Abwertung:  – 2 %


Bonusmaterial:

Wie schon bei einigen der früheren Deluxe Ausgaben, gibt es auch hier die gleiche Aufteilung, was das Material auf den CDs angeht. Die zweite CD beinhaltet den Original Stereomix von 1995, CD 3 und 4 ist ein Konzertmitschnitt aus Rotterdam. Es gibt wieder zahlreiche Bonustracks und Frühversionen der Songs. Die gibt es als Bonus auf der Blu-ray. Zumindest die Bonus Tracks hätten auf CD gemusst (dafür reicht der Originalmix auf der Blu-ray, da ihn der Fan eh schon haben dürfte). Außerdem gibt es das Promo Video zu Beautiful. Interessant ist wieder das Interview mit der Band (45 Minuten).

Aufwertung: + 2 %


Anspieltipp:

King


Fazit:

Der Surroundmix ist leider sehr konservativ ausgefallen. Hier wäre sehr viel mehr drin gewesen.

Pros / Cons:
+ High Resolution (+1 %)
+ viel Bonuscontent (+2 %)
– Man muss zu Beginn die Audiotaste betätigen oder sich durchs Menü quälen (-2 %)
– Surroundmix eher frontlastig

 

GESAMTWERTUNG: 83 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Blu-ray: Die Box ist frisch auf dem Markt und sollte ohne Probleme zu bekommen sein. Aktuell für ca 30 Euro.

Stand: 22.01.2020

 


Links:

Offizielle Seite von Marillion

 

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