Jethro Tull – Stormwatch


Erscheinungsjahr 1979 | DVD | Progressive Rock

Springen zu:  Musik  |  Surroundmix  |  Albumstart  |  Bonusmaterial  |  Fazit  |  Verfügbarkeit

Das zwölfte Studioalbum von Jethro Tull STORMWATCH wurde vor einigen Wochen als sogenannte Force 10 Edition im Mediabook Format zum 40. Jahrestag wiederveröffentlicht. Das Set beinhaltet insgesamt 4 CDs und 2 DVDs, auf denen sich Surround Mixe vom Album und zahlreichen Bonustracks befinden, welche wieder von Steven Wilson neu gemixt wurden. Während Album und weitere Titel auch auf den ersten beiden CDs in Stereo zu finden sind, gibt es auf den weiteren CDs einen Mitschnitt eines Konzertes aus Den Haag von der anschließenden Tour.

STORMWATCH gilt als drittes Album der Folk-Rock Phase der Band um Ian Anderson. Die ersten beiden waren Songs From the Wood und Heavy Horses, welche beide in den letzten beiden Jahren als Mediabook und in Surround veröffentlicht wurden. Thematisch könnte das Album auch in der heutigen Zeit produziert worden sein, denn viele Songs haben den Umweltschutz als Thema.

STORMWATCH sollte das letzte Album in der etablierten Besetzung sein. Auf dem darauf folgenden Album A, welches ursprünglich ein Soloalbum Ian Andersons werden sollte, fand sich von der klassischen Besetzung neben dem Frontmann nur noch Gitarrist Martin Barre wieder. Nach der Tour zum Album verließen Schlagzeuger Barriemore Barlow und die Keyboarder John Evan und David Palmer die Band. Bassist John Glascock verließ die Band bereits während der Aufnahmen zum Album, gezwungenermaßen. Aufgrund eines Herzklappenfehlers und dem ungesunden Lebensstil eines typischen Rockmusikers verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide. Glascock starb schließlich am 17. November 1979.


Tracklist:

1 North Sea Oil – 3:12
2 Orion – 3:58
3 Home – 2:46
4 Dark Ages – 9:13
5 Warm Sporran – 3:33
6 Something’s on the Move – 4:27
7 Old Ghosts – 4:23
8 Dun Ringill – 2:41
9 Flying Dutchman – 7:46
10 Elegy – 3:38

Gesamtdauer: 45:42


Die Musik:

Wie bereits erwähnt ähnelt der musikalische Stil auf STORMWATCH den beiden vorangegangenen Alben. Dies ist im großen Ganzen Folk Rock, der aber immer noch die progressiven Wurzeln durchscheinen lässt. Vor allem das neun Minuten lange Dark Ages ist nicht nur mit seiner Länge dem Prog Rock zugeneigt.

Auch auf diesem Album ist die Querflöte von Anderson oft zu hören, sodass es auch musikalische Annäherungen an den Jazz Rock gibt. Zudem gibt es gleich zwei instrumentale Nummern auf dem Album.

Während die Songs wie immer aus der Feder Ian Andersons stammen, gibt es auf STORMWATCH auch ein Stück, welches David Palmer komponiert hat. Elegy fällt dabei ein wenig aus dem Rahmen, da es, wie der Titel vermuten lässt, ein langsames, klassisch anmutendes Stück ist, welches Palmer seinem verstorbenen Vater widmete.

Wertung: 83 %


Besetzung:

  Ian Anderson – vocals, flute, acoustic guitar, bass guitar
Martin Barre – electric guitar, classical guitar, mandolin
John Glascock – bass guitar
John Evan – piano, organ
Dee Palmer – synthesizers, portable organ and orchestral arrangements
Barriemore Barlow – drums, percussion


Der Surroundmix:

Der Surroundmix von STORMWATCH hinterlässt bei mir wieder jenen Eindruck, den ich schon öfter bei Abmischungen von Steven Wilson bemerkt habe. Ich weiß nicht, wie er an einen Mix herangeht, ob er wirklich beim ersten Stück eines Albums anfängt und es chronologisch abarbeitet, oder ob er querbeet die Songs in beliebiger Reihenfolge abmischt. Jedenfalls habe ich bei STORMWATCH wieder das Gefühl, dass Wilson surroundmixtechnisch erst etwas „warm“ werden muss.

Die ersten beiden Stücke North Sea Oil und Orion klingen sehr gut, aber vom Gefühl her etwas weniger räumlich und diskret, wie man es von ihm kennt. Erst ab dem dritten Stück Home fühlt man sich vollkommen von Musik umschlossen. Während beim Opener das meiste noch vor dem Hörer zu passieren scheint und in die hinteren Kanäle eigentlich nur Hintergrundgesang und Flötenparts platziert werden, gibt es bei Home überall im Raum Gitarreneinsätze und dichte Streicherflächen von hinten.

Das erste richtige Highlight in Surround ist schließlich der Longtrack Dark Ages. Hier werden im Intro Percussions im Raum verteilt und ein gespenstisch anmutender Gesang (ähnlich dem Carol-Ann-spricht-aus-dem-Fernseher-Effekt, falls jemand den Film Poltergeist aus den 80ern kennt) weht aus den hinteren Rear-Lautsprechern in den Hörernacken, dass sich einem die Härchen aufstellen. Die seltsamen Nebengeräusche tun hier ihr übriges, um für eine atmosphärische Stimmung zu sorgen. Zudem sind zusätzliche Schlagzeugspuren im ausgiebigen Instrumentalteil nach hinten gelegt worden, was sehr effektvoll klingt. Auch die restlichen Songs des Albums halten das Niveau und können voll und ganz in 5.1 überzeugen.

Da Ian Anderson die meisten Bass-Spuren auf dem Album selber eingespielt hat, sind die tiefen Töne meines Erachtens auch präsenter als auf früheren Platten von Jethro Tull. Es mag aber auch der Zeitgeist sein, da durch Funk und Disco der Bass Ende der 70er ein wenig aus seinem Schneckenhaus herauskommen durfte. Vielleicht wollte man hier auch einfach etwas zeitgemäßer klingen. Das Stück Something‘s on the Move wäre so ein Beispiel, bei dem der Bass gefühlt in der Raummitte anzusiedeln ist. Es könnte somit auch an diesen angehobenen tiefen Frequenzen liegen, dass mir STORMWATCH vom Sound her etwas weniger klar erscheint, als beispielsweise die ersten beiden Alben der Folk-Rock-Trilogie Songs From The Wood und Heavy Horses.

Alles im Allen macht der 5.1 Mix aber auch hier großen Spaß und es gibt nur wegen des etwas frontlastigeren Einstiegs ein paar Prozentpunkte weniger.

Wertung: 95 %


Vorhandene Tonformate:
DTS (96 kHz / 24 bit)  5.1
Dolby Digital  5.1
PCM (96 kHz / 24 bit) Stereo

Album starten:

Was bereits bei der letzten Veröffentlichung aus dem Hause Jethro Tull negativ zu bemerken war, ist auch im DVD Menü von STORMWATCH leider wieder übernommen worden: Um das Album in DTS Surround zu hören, ist eine längere Tastenkombination notwendig. Alternativ startet man die Stereoversion per Enter und drückt dort die Audiotaste, um auf DTS umzuschalten.

Der Weg über das Menü geht dagegen so:

ENTER > DOWN > DOWN > ENTER > DOWN > ENTER > ENTER

ENTER

DOWN > DOWN > ENTER

DOWN > ENTER > ENTER

 

Diese Kombination braucht man auch, wenn man die Songs auf der zweiten DVD in 5.1 hören will.

Abwertung: – 2 %


Bonusmaterial:

STORMWATCH hätte auch ohne Probleme ein Doppelalbum werden können, denn auf der zweiten CD gibt es Bonustracks mit einer Dauer von einer Stunde, die im selben Zeitraum entstanden sind. Das sind keine Demos oder Outtakes sondern zumeist eigenständige fertige Songs. Das Gute: 13 dieser Songs gibt es auf der zweiten DVD ebenfalls in Surround Sound zu hören. Man nennt somit zwei 5.1-Alben für verhältnismäßig wenig Geld sein Eigen. Dazu kommt ein komplettes Konzert auf zwei weiteren CDs und natürlich wieder ein sehr informatives, fast 100-seitiges Booklet mit Hintergrundinformationen, Texten und Fotos aus der Zeit von STORMWATCH. Fan, was willst du mehr?

Aufwertung: + 3 %


Anspieltipp:

Dark Ages


Fazit:

Pflichtkauf! Wer die anderen Boxen der Band im Regal stehen hat, sollte hier nicht aussetzen.

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ Bonuscontent: Livekonzert in Stereo und quasi ein zweites Album in Surround inklusive (+3%)
– DVD Menü hat Stereo als Voreinstellung (-2%)
– leider nur DVDs und daher kein hochauflösendes Tonformat

 

GESAMTWERTUNG: 92 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Mediabook „Force 10 Edition“: Der Preis – im Vergleich zu den früheren Veröffentlichungen – hat etwas angezogen. Mit ca. 45 Euro ist man dabei.

Stand: 19.12.2019


Links:

Offizielle Webseite von Jethro Tull

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert