Herbert Grönemeyer – Mensch


Erscheinungsjahr 2002 | SACD / Blu-ray | Rock

Springen zu:  Musik  |  Surroundmix  |  Albumstart  |  Bonusmaterial  |  Fazit  |  Verfügbarkeit

Zu einer Zeit, als mal wieder darüber geklagt wurde, dass irgendwas die Musikindustrie töten würde (dieses Mal war es die mp3-Tauschphilosophie), veröffentlichte Herbert Grönemeyer im August 2002 sein elftes Studioalbum MENSCH. Dieses sollte sein erfolgreichstes Album werden. Mehr noch, es ist mit über 3 Mio. verkauften Exemplaren die in Deutschland am meisten verkaufte Platte.

Ich kann mich noch ganz gut an diese Zeit erinnern. Damals haben auch plötzlich Leute aus meinem Bekanntenkreis das Album gekauft, die mit Grönemeyer oder deutschsprachiger Musik im Allgemeinen nichts am Hut hatten. Der Mann war jedenfalls in aller Munde und am Zenit seiner Karriere angelangt.

Die ersten Jahre des neuen Jahrtausends waren auch damit geprägt, dass die Musikindustrie versuchte, durch neue Entwicklungen den Absatzmarkt für Musik anzukurbeln. Audiophile, hochauflösende Tonformate waren das Zauberwort und so manche Neuveröffentlichung erschien damals zusätzlich entweder auf SACD oder DVD Audio, auf zwei Formaten, die sich lieber gegenseitig bekämpften, statt den Siegeszug von komprimierten Musikdateien zu verhindern. Der Ottonormalhörer gab sich jedoch mit mp3-Dateien zufrieden und sah für diese neuen Formate keine Verwendung.

MENSCH erschien damals ebenfalls auf SACD, wie auch wenig später Sonx von BAP. Beide Alben wurden dafür auch in Surround Sound gemischt. Es dürfte nicht viel deutschsprachige Musik geben, die man in 5.1 hören kann. Zumindest MENSCH wurde jetzt neu aufgelegt. In einer Sonderedition gibt es das Album nun sogar in Dolby Atmos zu hören, was ein Upmix des ursprünglichen 5.1 Mixes sein dürfte. Diesen gibt es auf einer Blu-ray, die außerdem den Konzertmitschnitt von 2003 in der Arena Auf Schalke beinhaltet (ebenfalls in Dolby Atoms). Interessant: Auch die SACD von damals wurde neu gepresst und der Edition hinzugefügt.

Herbert Grönemeyer Mensch Heimkino Edition


Tracklist:

1 Mensch 4:28
2 Neuland 3:40
3 Der Weg 4:20
4 Viertel vor 4:24
5 Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht 4:45
6 Unbewohnt 5:06
7 Dort und hier 2:34
8 Blick zurück 5:55
9 Kein Pokal 4:34
10 Zum Meer 5:40
11 Demo (Letzter Tag) 3:27

Gesamtdauer: 49:35


Die Musik:

In den Jahren vor der Veröffentlichung hatte Herbert Grönemeyer zwei schwere Schicksalsschläge zu verkraften. Sowohl seine Frau, als auch sein Bruder starben innerhalb weniger Tage. Es dauerte seine Zeit, bis er wieder an Musik denken konnte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Trauer und Verlust ein zentrales Thema auf MENSCH geworden ist.

Es handelt sich aber um keine melancholische Platte. MENSCH bietet das typische Oevre des Grönemeyer‘schen Klangkosmoses. Es gibt rockiges, wie poppiges. Manches ist etwas elektronisch angehaucht, was Grönemeyer damals gerne machte. Durchgängig ist das Album gut und geschmackvoll arrangiert, sodass man immer wieder mal interessante Details heraushören kann. Meiner Meinung nach ist es das letzte richtig gute Album Grönemeyers, wobei mir dessen beiden Vorgänger aus den 90ern Chaos und Bleibt alles Anders doch noch mehr gefallen.

Die Alben nach Mensch haben mich nicht mehr gepackt, klingen mir zu einfallslos und beliebig. Interessanterweise fängt es damit bereits auf MENSCH an. Der letzte Song Demo (Letzter Tag) ist buchstäblich noch in letzter Minute auf das Album gekommen. Mit diesem Stück klingt Grönemeyer bereits so, wie er auch auf den nächsten Alben weitestgehend klingen sollte: ein wenig banal.

Wertung: 82 %


Besetzung:

Herbert Grönemeyer – Vocals, Keyboards, Piano, Guitar
Norbert Hamm – Bass
Armin Rühl – Drums
Jakob Hansonis – Guitar
Alfred Kritzer – Piano, Keyboards, Organ, String Ideas
Alex Silva – Guitar, Bass
Stephan Zobeley – Guitar
David Rainger – Guitar
Henning Rümenapp – Guitar
Jimmy Hogarth – Guitar
Dom Bouffard – Guitar
Dodo Nkishi – Percussion, Congas
Marie Grönemeyer – Backing Vocals
Nick Ingman – Conductor


Der Surroundmix:

Da ich keine Dolby Atmos Lautsprecher habe (obwohl ich damit bereits liebäugele), bespreche ich hier den Surroundmix, wie er auf der SACD zu finden ist. Was sofort auffällt, wenn man sich das Album in Surround anhört, ist, dass es ein wenig anders abgemischt ist. Es gibt einige Dinge, die etwas anders klingen, zudem dauert das Album um etwa eine halbe Minute länger. Erstellt hat den Mix Ronald Prent, der als Produzent und Mixing Engineer einiger namhafter Bands bekannt ist. Prent gilt auch als einer der Pioniere, wenn es um Surroundabmischungen von Musikalben gilt.

Es ist die Frage, ob tatsächlich so viel neues im Surroundmix hinzugefügt wurde, oder ob die vermeintlich neuen Sounds im Vergleich zur CD-Abmischung erst wirklich heraus hörbar geworden sind. Die CD ist ziemlich stark komprimiert, es gibt kaum dynamische Unterschiede, alles klingt gleich laut und sehr dicht nach Einheitsbrei. Anders bei der Abmischung der SACD. Hier haben die Instrumente genügend Entfaltungsmöglichkeit und so lassen sich hier auch Dinge leicht heraushören, die man auf der CD nur mit Mühe erahnt. So fällt mir direkt beim Titelstück gegen Ende ein Synthesizer im linken Raum auf, den ich zuvor wenig beachtet hatte. Auch im Song Unbewohnt gibt es einige Gitarrenpattern, die mir ungewohnt vorkommen. Hier klingt alles sehr viel feiner aufgelöst.

Was den Surroundmix und die Verteilung der Instrumente angeht, macht das Album Spaß. Vor allem, was Rhythmus-gebende Instrumente angeht, lernt man das Album neu kennen. Es gibt eine Menge Percussion oder synthetisches Getrommel, welches immer den gesamten Hörraum ausfüllt. Vor allem in den Rears gibt es immer wieder interessante Farbtupfer, was gespielte Percussion angeht, wie zum Beispiel bei Kein Pokal.

Ebenfalls häufig vorzufinden sind in den Rears Gitarren und natürlich die Streicher. Gerade die Streicher klingen sehr gut, wie sie im gesamten Raum aufgeteilt werden. So kommt die Ballade Dein Weg mit dem Streichereinsatz erst richtig zu Geltung.

Minimale Abzüge in der B-Note gibt es dagegen im Tieftonbereich. Hier scheint mir der Bass ein wenig zu unterschiedlich abgemischt zu sein. Im Stück Mensch fand ich ihn zu unterpräsentiert, in anderen Stücken dann ein wenig zu dominant.

Wertung: 95 %


Vorhandene Tonformate:
SACD DSD 5.1
SACD DSD 2.0
CD Audio
DTS-HD Master 24/96 5.1
Dolby Atmos

Album starten:

Was die SACD angeht, wird hier der Mix, sofern am Player voreingestellt, direkt in 5.1 abgespielt. Auf der Blu-ray erklingt es zunächst nur in Stereo, wenn man die Enter-Taste drückt. Gut gelöst: über die Farbtasten kann man seinen gewünschten Kanal umstellen, auch schon vorher. Rot ist DTS, Grün Dolby Atmos.

 


Bonusmaterial:

Es gibt einen zweistündigen Konzertmitschnitt, den es nun ebenfalls in Dolby Atmos gibt. Soweit mir bekannt, ist dieses Konzert damals nur auf DVD erschienen. Was die Bildqualität angeht, sollte man hier keine Wunderdinge erwarten, da nicht alle eingesetzten Kameras HD-fähig waren. Gerade die Fahrten über das Publikum sehen sehr bescheiden aus. Streng genommen ist das Konzert kein Bonus zum Album. Es ist vielmehr eine Gesamtausgabe bestehend aus Album und Livekonzert.

Aufwertung: +2 %


Anspieltipp:

Unbewohnt


Fazit:

Endlich mal ein deutsches Album in der Surround-Sammlung!

Pros / Cons:
+ sehr guter Surroundmix
+ High Resolution (+ 1%)
+ Bonusmaterial (+ 2%)
+ Album lässt sich blind starten

 

GESAMTWERTUNG: 94 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Blu-ray/SACD: Offiziell heißt diese Ausgabe Studio- und Heimkinoedition. Sie ist nicht ganz billig mit ca. 45 Euro. Bei Amazon sucht man danach vergebens. Das ist mir in letzter Zeit öfter aufgefallen, dass es dort Dinge abseits des Massengeschmacks nicht gibt, oder schwer gefunden werden. Bei JPC findet man die Ausgabe aber sofort und es ist dort ohne Probleme zu bekommen.

SACD: Die alte SACD-Ausgabe von 2002 ist Out of Print. Gebrauchtpreise liegen bei etwa 40 Euro.

Stand: 04.06.2020

 


Links:

Webseite von Herbert Grönemeyer

 

One Reply to “Herbert Grönemeyer – Mensch”

  1. Vielen Dank für die Rezension. Ich schwanke noch, ob mir diese Edition zulege. Der Preis schreckt mich derzeit noch ab. So oft höre ich Grönemeyer dann doch nicht.

    Ich möchte aber noch ergänzen, dass es von Herbert Grönemeyer auch noch das Album 12 als Special CD mit Bonus DVD gab. Auf der DVD ist das Album in Stereo und 5.1 Mix in Dolby Digital und DTS.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert