Björk – Debut


Erscheinungsjahr 1993 | Dual Disc (DVD) | Electronica

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Dieses Album hält nicht das, was es verspricht! DEBUT war nicht wirklich das erste Album, durch das man auf die isländische Ausnahmekünstlerin Björk Guðmundsdóttir aufmerksam wurde. Die Jahre davor war sie Mitglied der isländischen Alternative Rockband Sugarcubes, die auch außerhalb des 300.000 Seelenlandes bekannt war. Aber auch die Sugarcubes waren nicht Björks erste musikalischen Gehversuche. Wenn man es noch genauer wissen will, muss man weiter zeitlich zurückgehen und das eigentliche erste Album mit Kinderliedern erwähnen, welches Björk bereits 1977 (als 12jährige) veröffentlichte.

DEBUT stellt jedoch für Björk und ihre Musik den großen Durchbruch und die Abkehr vom Gitarrensound dar. Alles wurde sehr viel elektronischer. Dazu zog sie von Island nach London und lernte verschiedene Musiker und Produzenten kennen, die in der aufkeimenden elektronischen Musik zu Hause waren. Gerade dieses Album ist stark beeinflusst von den Clubsounds der frühen 90er Jahre und ist so auch für den normalen Hörer weitestgehend eingängig. Die späteren Alben wurden dagegen immer sperriger und experimenteller.

DEBUT schlug seinerzeit wie eine Bombe ein und begeisterte sowohl Kritiker als auch Käufer. Mit ihrer Art Lieder zu schreiben, konnte Björk selbst eingefleischte Rockhörer für gitarrenlose Musik begeistern. Zudem finden sich auch einige deutlich im Jazz beheimatete Nummern auf dem Album.

Der Surroundmix wurde von Paul „PDubb“ Walton im Jahr 2006 für das Boxset SURROUNDED erstellt, in dem sich neben DEBUT auch die bis dahin veröffentlichten weiteren Alben befanden. Zudem wurden diese auch einzeln als Dual Disc (eine Seite CD, andere Seite DVD) veröffentlicht. Dem Datenträger fehlt somit, wie man auf dem Foto sehen kann, ein richtiges Label. Lediglich am Mittelkreis kann man erkennen, welches Album man in der Hand hält und welche Seite wo zu finden ist. Ich muss allerdings immer erst kurz überlegen, wie ich den Surroundmix auflegen soll, denn wenn man DVD liest, denkt man schnell, dass somit die DVD Trägerschicht auch oben ist und versucht ist, das Ganze umzudrehen.

 


Tracklist:

1 Human Behaviour – 4:08
2 Crying – 4:49
3 Venus as a Boy – 4:40
4 There’s More to Life Than This – 3:19
5 Like Someone in Love – 4:30
6 Big Time Sensuality – 4:00
7 One Day – 5:26
8 Aeroplane – 3:50
9 Come to Me – 4:57
10 Violently Happy – 5:02
11 The Anchor Song – 3:22
12 Play Dead – 3:56

Gesamtdauer: 52:22


Die Musik:

DEBUT ist ein zweischneidiges Schwert, soll heißen, es finden sich grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Songs drauf. Auf der einen Seite sind das die elektronischen, tanzbaren Uptempo-Nummern, im für die Zeit typischen Club-Sound-Gewand, die aber heute, wie das generell für Dinge gilt, die mal „trendy“ sind, nicht mehr so zeitgemäß sind und leicht angestaubt klingen. Auf der anderen Seite bietet das Album aber auch die ungewöhnlich arrangierten Stücke, die weitaus künstlerischer sind und dem Album einen märchenhaften Flair verpassen. Und gerade diese Stücke sind es, die heute noch frisch klingen.

Wertung: 78 %


Besetzung:

Björk – arranger, programmer, basslines, keyboards, brass programming
Garry Hughes – keyboards, Hammond organ, programming
Oliver Lake – music arranger, reeds
Corky Hale – harp
Gary Barnacle – brass
Marius de Vries – keyboards, programming
Nellee Hooper – percussion, drums
Luís Jardim – bass, percussion, drums
Talvin Singh – director, tabla
Bruce Smith – percussion, drums
Martin Virgo – keyboards, programming
Paul Waller – keyboards, programming
Jon Mallison – guitar
Mike Mower – brass
Jhelisa Anderson – backing vocals


Der Surroundmix:

Ein Album von Björk mit vielen elektronischen Soundspielereien stellt man sich wie prädestiniert für einen Surroundmix vor. Um es vorwegzunehmen, leider reizt der Mix nicht das aus, was mit DEBUT möglich gewesen wäre. Die Rears beschränken sich weitestgehend auf die Beschallung durch rhythmische Geräusche. Hier wäre eindeutig viel mehr drin gewesen. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Mix langweilig wäre. Vom Sound her klingt er richtig gut, besser als auf CD (oder LP), es fehlt für einen Surroundmix aber das gewisse Etwas.

Vielleicht liegt es auch etwas am Konzept der grundsätzlichen Verteilung der einzelnen Instrumente im Raum. Björks Gesang ist sehr präsent im Vordergrund und mittig im Raum platziert, dahinter (also weiter weg vom Hörer) werden die meisten Instrumente gelegt. Björk ist somit der musikalische Leiter und hinter ihr ist die Band, um es mal etwas bildlicher auszudrücken.

Nichtsdestotrotz gibt es auch hier einige sehr schöne räumliche Effekte. Bei Crying beispielsweise wandert ein glockenspielartiger Sound durch den Raum, während bei Violently Happy Orgelsounds aus dem linken Rear kommen. Wenig später duellieren sich Stimmsamples abwechselnd von vorne und hinten.

Venus as a Boy ist ein indisch angehauchter Song mit musikalischer Unterstützung von Talvin Singh und das erste Highlight des Albums. Sehr schön sind hier hinter dem Hörer Tabladrums platziert. Zudem klingt der Song durch die Platzierung von indisch anmutenden Streichern und der Sitar deutlich räumlicher als die meisten anderen Stücke des Albums.

There’s more to Life Than This, hatte ich mir als das Surround-Highlight des Albums vorgestellt. Leider ist es der Schwachpunkt. Hier wird regelrecht eine akustische Geschichte erzählt, welche schon in Stereo richtig gut funktioniert. Björk scheint in einem Club zur instrumentalen Dancemusik zu singen, man hört diverse Geräusche wie Besucher, Barbetrieb etc. Irgendwann geht die Musik in den Hintergrund, sie wird leise, eine Tür geht zu und Björk singt in einer Toilette (der Untertitel des Songs heißt: Live at The Milk Bar Toilets). Auf der 5.1-Abmischung passiert hier sourroundmäßig eigentlich gar nix, dass meiste spielt sich frontal ab, was daran liegen dürfte, dass es von der Aufnahme nur eine Stereospur gibt. Björk hat es in diesem Club genau so aufgenommen, wie es klingt. Somit konnte man in diesem Stück nichts räumlich verteilen.

Aus dem Jazzstandard Like Someone in Love hätte man auch etwas mehr rausholen können. Der Song klingt wie aus einem alten 40er Jahre Schwarzweißfilm entnommen. Man hört Straßengeräusche, Björk singt und wird von einem Harfespieler begleitet. Die räumliche Verteilung ist im Surroundmix aber nicht wirklich intelligent gelöst. Auch hier klingt alles sehr frontal. Ich hätte die Straßensounds lieber in die Rears gepackt. Wenn man im wahren Leben Straßenmusikern zuhört, spielen diese in der Regel an der Gebäudeseite einer Straße, während der zufällig auftauchende Zuhörer die Straße im Rücken hat, also auch den Straßenlärm. Auf dem Album klingt es so, als wäre Björk und ihr Harfespieler zur Straßenseite platziert. Wer weiß, vielleicht wollte man dieses Stück genauso mischen. Vielleicht wird das in der berühmten isländischen Straßenmusikerszene so gehandhabt oder man wollte den Eindruck hinterlassen, als hätte vorher der Hausverwalter des anliegenden Gebäudes etwas gegen die dargebotene Musik gehabt und Björk, den Harfenspieler und die Harfe von der Hauswand vertrieben.

Fantastisch klingt dagegen The Anchor Song, wenn auch hier die hinteren Lautsprecher nicht überstrapaziert werden. Hier singt Björk begleitet von einem jazzigen Bläser-(ich vermute mal)-Quartett, welches sich wieder „hinter ihr befindet“. Die Art und Weise aber, wie diese Bläser klingen ist so unglaublich plastisch und natürlich, man kann förmlich die Luft spüren, die durch die Instrumente gepresst wird.

Play Dead ist ein Bonussong, der ursprünglich nicht auf dem Album in seiner ersten Ausgabe enthalten war. Dieser ist aus dem Soundtrack des Films Young Americans entnommen und war seinerzeit ein Hit. Es klingt irgendwie wie ein typischer Bond-Song. Der Surroundmix von Play Dead klingt deutlich anders als der Rest des Albums. Hier ist Björks Gesang nicht mittig im Raum platziert sondern kommt eher normal frontal. Klingt ein wenig, wie ein Fremdkörper.

Wertung: 78 %


Vorhandene Tonformate:
DTS 5.1  (96 kHz / 24 bit)
Dolby Digital 5.1
Stereo

Album starten:

Nach Erklingen der bekannten Universal Video Fanfare taucht das Menü auf, welches man aber nicht wirklich blind bedienen kann, will man das Album in der besten Soundqualität genießen. Drücken auf Enter (2x) spielt es nur in Dolby Digital ab, man kann anschließend leider nicht per Audiotaste auf DTS umschalten. Will man DTS Sound hören, muss man im Menü einmal die Pfeiltaste nach unten drücken und dann die Entertasten drücken. Weitere Bedienungsfalle: Innerhalb des Albums kann man nicht ohne weiteres zum nächsten Lied skippen. Dafür gibt es je einen Strafpunkt.

Um das Album in DTS zu spielen, gilt: DOWN  ENTER  ENTER

DOWN > ENTER

ENTER

 

Abwertung: -2%


Bonusmaterial:

Neben der Surroundabmischung befinden sich auf der DVD-Seite der Dual Disc noch die entsprechenden Musikvideos, die teilweise etwas andere Mixe haben. Diese sind allesamt sehr sehenswert.

Aufwertung: + 1%

 


Anspieltipp:

Venus As a Boy


Fazit:

Das Album klingt richtig gut, leider aber nicht so räumlich, wie man es sich an einigen Stellen gewünscht hätte. Macht aber dennoch mehr Spaß, als die normale Stereo-Abmischung.

Pros / Cons:
+ sehr guter Klang
+ Musikvideos als Bonus (+ 1%)
– schlechtes DVD-Authoring (- 2%)
– Surroundmix eher konventionell

 

 

GESAMTWERTUNG: 77 %

Erläuterungen zur Bewertung

Verfügbarkeit:

Dual Disc: Ist leider so gut wie vergriffen, gelegentlich sieht man noch Gebrauchtpreise für 20 Euro. Der Preis ist okay, finde ich.

Surrounded Box: mit allen 7 Veröffentlichungen von Björk in 5.1. von 1993 bis 2006, kosten zum Teil weit über 800 Euro. Der Preis ist nicht okay, finde ich.

Stand: 31.03.2017

 


Links:

Offizielle Webseite von Björk

 

5 Replies to “Björk – Debut”

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